Mist, jetzt habe ich die falsche CD eingelegt, dachte ich im ersten Moment, als meine Stereo-Anlage Track 1 anzeigte. Denn was da aus den Lautsprechern kam, klang für mich eher wie meine Lieblingsplatte von Barbara Lahr (rsp. für Ungebildetere: wie so etwas in Richtung Lamb).
Erst als ich weiterzappte, wurde mir klar, das ich doch bei der richtigen Platte gelandet war. Dieser Beat, das muss Filewile sein. Oder doch nicht? Der unbekannte Sprechgesang machte mich wieder unsicher. Doch beim dritten Song konnte kein Zweifel mehr aufkommen. Ich hab' die erste CD von Filewile in der Anlage.
Moment, ihr wisst nicht, wer Filewile ist? Muss man ja noch nicht kennen, schliesslich ist das ja ihre erste CD. Doch weit gefehlt. Filewile hat eben nicht den herkömmlichen Weg eingeschlagen. Seit ihren Anfängen setzte die zweiköpfige Band auf das Internet. Von Myspace und Ähnlichem war noch nicht viel zu hören, als Filewile ihren Sound schon zum Downloaden anboten. Sie waren also eine Band ohne Platte und ohne Plattenfirma. Trotzdem erfolgreich und mit reichlichem musikalischen Schaffen. Mehr von dem gibt's auf www.filewile.com.
Doch zurück zum Album. Da ich mittlerweile von der Richtigkeit des Albums überzeugt bin, bringen mich die verschiedenen Stilrichtungen nicht mehr aus dem Konzept. Das Album strotzt gerade so vor seiner reichen Mischung und Vielfältigkeit. Aber trotzdem, und das spricht für die Genialität dieser SCheibe, lässt sich der Filewile-Sound immer wieder heraushören. Also alles andere als einfach ein Zusammenwürfeln von verschiedenen Musikrichtungen.
Ein weiteres Merkmal sind die vielen Gastmusiker, die auf dem Album zu hören sind. Da rappt auf einmal der Berner Hausrapper Baze über die Beats und lässt somit Hip-Hop in den Filewile-Sound einschmelzen. Bei anderen Tracks sind es die schon erwähnten Sprechgesänge in Dub-Richtung, die mich besonders beeindruckten, so gehört auch Track 2, Forward feat. Rider Shafique zu meinen Favoriten. Sowieso: Die männlichen Gesangseinlagen müssen sich vor den weiblichen nicht scheuen, denn auch Rapper RQM überzeugt im Album zweimal.
Einen weiteren Namen, der auffällt, findet man bei Track 9, Communication: Nicolette. Einen schlechten Nick hat sich hier wohl eine Berner Provinz-Sängerin gegeben, denn eine Nicolette gibt es ja bereits und zwar eine ziemlich bekannte. Moment - wieder Irrtum! Es ist diese Nicolette. Jawohl, jene Nicolette, die schon auf dem Meisterwerk von Massive Attack, Protection, als Gastsängerin auftrat. Nun ist sie auch Gastsängerin auf einem Schweizer Top-Album. Nicolette ist, wie es eigentlich der übliche Weg ist, übers Internet auf Filewile gestossen. Sie war so begeistert vom Sound, dass sie gleich um einen Remix anfragte. Als Gegenleistung sang sie diesen Gesangspart auf dem Album.
Nun Journalisten versuchen ja immer Alben in eine Stilrichtung einzuordnen. Hier fallen wohl begriffe wie Dub, Electronica oder Trip-Hop. Schlussendlich ist es aber einfach der Filewile-Sound. Und dieser ist, zumindest meiner Meinung nach, genial! Mehr ist nicht mehr anzufügen.

Reinhören kann man hier: http://www.myspace.com/filewile

jf

1. babylon beach (feat. joy frempong) 5:56
2. forward (feat. rider shafique) 2:57
3. tuvalu transit lounge 0:53
4. city fitness 5:58
5. stamp your feet (feat. baby chann) 3:29
6. echo from guadeloop 0:45
7. damn (feat. rqm) 4:04
8. nassau massage 4:04
9. communication (feat. nicolette) 4:20
10. dogstore bombay (feat. joy frempong) 4:51 weatherman (feat. rqm) 4:26
11. lunch 1:16
12. watch the vibe (feat. mr. melody & rider shafique) 5:08
13. my home (feat. zeno tornado) 5:05
14. victorinox (feat. baze) 5:03
15. odessa grill 5:15