Was mir als Erstes auffällt, ist das wunderschöne Cover. Sehr grafisch, bisschen verpixelt und in einer speziellen blau-silbrig-glänzenden Farbe. Eine Frau mit grossen Ohrringen, eine Halskette die schwer zu sein scheint, und dazu ein weisser Adler, der durch das Ganze hindurchsegelt. Mit weit ausgebreiteten Flügeln ist er sogar fähig, die Pixel zu durchfliegen.

Transatlantic ist jetzt die zweite CD in der "Female Future"-Reihe, da die letztjährige so gut angekommen ist. Sie gehört zur Uppercut-Serie von Phazzadelic. Es ist eine Female Artist Compilation, eine Sammlung mit lauter weiblichen Künstlern, die ihre Musik selbst komponieren, die Lyrics selbst schreiben, Instrumente spielen und Lieder produzieren. Man soll sehen, dass es auch viele Frauen gibt, die super Musik machen. Transatlanic heisst die Platte deshalb, weil sie die beiden Seiten des Atlantiks verbindet. Die Künstlerinnen sind entweder aus Deutschland oder aus den USA. Genauer sind das:
Niobe, Michaela Melian, Masha Qrella, Gladys Garcia, Morgenstern & Lippok und Barabara Lahr aus Deutschland. Und Alice Coltrane, Dj Designer Imposter, Mike Grant feat. Sky, Dj Genesis, The Student Body Presents, Divinity, O1O und Miss Marjorie aus den USA.

Eine Menge verschiedener Frauen, in unterschiedlichem Alter, mit verschiedener Herkunft, Kulturen und Musikstilen. Es geht von Pop zu Indie, Techno, Jazz, Lounge bis hin zu Conscious Space Bump. Da gibt es die klassische Jazzstimme von Niobe oder die 70-jährige Alice Coltrane, eine Pionierin der Jazzharfe, bis hin zum synthetisierten Cello von Michaela Melian. Melancholischen Pop von Barbara Morgenstern oder Masha Qrella oder deep Detroit-Techno-Connection von Moodymann-Collaborationist Sky.

Was mir auffällt ist, dass die CD wie in zwei Parts geteilt ist, musikalisch gesehen. Der erste Teil ist eher ruhig, entspannend, gemütlich, manchmal orientalisch oder fast hypnotisierend, Chillout-Sound. Mir gefällt die Stimme von Niobe - erinnert mich sofort an Norah Jones. Michalea Melian und Masha Qrella kannte ich bereits zuvor, von beiden habe ich eine CD. Michaela gefällt mir nach wie vor, mit ihren leichten, elektronischen Liedern und vor allem lustigen Songtiteln. "Kloster" heisst ihr Lied hier. Masha aus Berlin ist auch live toll. Eine Berliner Singer/Songwriterin mit Gitarre und leicht elektronischer Musik. Super Musik zum Zugfahren. Der erste Teil der Platte ist mir aber eben noch ein bisschen zu ruhig, zu langweilig, es ist immer dasselbe. Doch dann ab dem fünften Lied bin ich absolut begeistert. Wunderschöne Musik von Gladys Garcia. Auch Designer Imposter gefallen mir. Sehr eigenwillig, Trip Hop mit afrikanischem Touch. Die Stimme erinnert mich an Zap Mama. Verspielte, kindliche, freche, lustige und spannende Musik.

Gegen Ende der CD wird's dann auch immer mehr Elektro, fast technoid machmal. Es ist also eine langsame Steigerung bis zum Ende. Vom Niveau her finde ich aber, dass es grosse Unterschiede hat. Allgemein finde ich Compilations eher schwierig zum Hören. Jedes Lied ist so verschieden und passt so nicht zum Vorhergehenden. Hat man sich einmal an einen Musikstil gewöhnt, kommt gerade wieder ein ganz anderer. Aber ich finde diese Platte toll, vor allem die Idee, weiblichen Artisten aus verschiedenen Kontinenten eine Plattform zu bieten, ihre Musik präsentieren zu können. Und ich freue mich, hab ich wieder ein paar tolle neue Musikerinnen kennengelernt.

(meret)

1. Niobe (D): "The Hills"
2. Alice Coltrane (USA): "Medley: Journey in Satchidananda / Galaxy in Satchidananda"
3. Michaela Melián (D): "Kloster"
4. Masha Qrella (D): "Everything Shows"
5. Gladys Garcia (D): "Iron And"
6. Designer Imposter (USA): "Good News"
7. Morgenstern & Lippok (D): "Please Wake Me Up For Meals"
8. Mike Grant feat. Sky (USA): "A Beautiful Thing"
9. Dj Genesis (USA): "Loose Control"
10. The Student Body Presents (USA): "The Rush Hour"
11. Divinity (USA): "Find A Way / Dj Minx's Blackout Mix)"
12. O1O (USA): "2 Dollar Bill"
13. Miss Marjorie (USA): "Invisible"
14. Barbara Lahr (D): "Last Goodbye"