Als 2 Many DJs machen David und Stephen Dewaele seit Mitte der 90er durch ihre unkonventionellen und genreübergreifenden Sets von sich reden. Sie sind nicht nur die Erfinder des Bastard-Pop, sondern liefern unter dem Namen Soulwax, unterstützt durch weitere Musiker in wechselnder Besetzung, auch sogenannte "Rockmusik" ab, wobei dies natürlich nur eine weitere Kategorie ist, die sie erfolgreich zu sprengen versuchen.
Die Affinität zu einem Mischmasch aus Musikrichtungen erklärt sich vielleicht am ehesten aus der Kindheit von David und Stephen. Aufgewachsen sind die Brüder in einem Elternhaus, in dem der Postbote täglich neue Berge von Schallplatten anschleppte: Ihr Vater Zaki war nämlich der erste belgische Sixties-Radio-DJ und kam peu ? peu in Besitz einer Plattensammlung von Peelschen Ausmassen. Auch wenn sein Nachwuchs sich relativ unbeeindruckt von Besuchern wie Stan Getz und den Small Faces zeigte, blieb die musikalische Konditionierung nicht aus und schlägt sich bei Soulwax unter anderem im respektlosen Umgang mit Genres, Musikstücken und rechtlichen Fragen nieder...
Sechs Jahre nach dem letzten Soulwax-Album und einem verschobenem Release-Termin erscheint nun die dritte Scheibe Any Minute Now, in deren Sound sich die DJ-Erfahrungen der durch die Welt jettenden Brüder deutlich niedergeschlagen haben. Der Alternative Rock im Stil von dEUS, für den Soulwax auch bekannt sind, behauptet besonders in der zweiten Hälfte des Albums nur schwer seinen Platz. Natürlich bleiben die Belgier ihrer Maxime treu, sich das beste aus allen Welten herauszupicken, und es ist kaum zu überhören, dass sie dabei von den legendären Flood (Smashing Pumpkins, U2, NIN) und Alan Moulder (z.B. Depeche Mode) unterstützt wurden. Any Minute Now wandert zwischen Elektropop im Stil der Chicks on Speed, stampfendem Marilyn Manson-Rock, einer beatlesken Ballade und düster-melancholischen Momenten hin und her. Alles immer schön übersteuert, was manchmal nerven kann, aber letztendlich eine Frage der Gewöhnung ist. Außerdem geben Soulwax sich gerne zickig und verweigern einem Song wie "Accidents and Compliments" die Behandlung, die ihm zum Beispiel ein Trent Reznor hätte angedeihen lassen. Tja: Wenn man einige Wünsche unerfüllt lässt, hält man die Leute eben bei der Stange. Letztendlich ist Any Minute Now aber ein Grower, dessen Stärke nicht auf der Basis einiger Durchläufe gemessen werden kann...
Der folgende rotzige Satz im Track "NY Excuse" ist eigentlich an die Plattenfirma PIAS gerichtet, aber auch als Hörer kann man sich angesprochen fühlen: "This is the excuse that we’re making, is it good enough for what youŽre paying?" Yeah, ist es!

1. talking 4:35
2. any minute now 3:08
3. please don't be yourself 3:42
4. compute 4:45
5. krack 2:33
6. slowdance 4:24
7. a ballad to forget 2:37
8. accidents and compliments 4:32
9. ny excuse 4:48
10. miserable girl 3:41
11. yyy nnn 4:40
12. truth is so boring 4:49
13. dance 2 slow 1:48