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Gurtenfestival 2009: Samstag und Sonntag

Posted in Festival by jacques on July 20th, 2009

GurtenfestivalNeben Tricky (Konzertbericht siehe hier) habe ich im Gurtensumpf am Samstag und Sonntag noch folgende Konzerte besucht:

Es wäre wohl einfach sich über Silbermond lustig zu machen. Nichts liegt mir aber ferner als das. Die Band um Sängerin Stefanie Kloss machte einen überaus sympathischen Eindruck, versuchte, sogar auf schweizerdeutsch, immer in Kontakt mit dem Publikum zu bleiben und spielte ihre mir weitgehend unbekannten Songs mit viel Elan.

Auch die darauf folgenden Razorlight überraschten mich positiv. Der Ex-Libertine Johnny Borell präsentierte das meiner Meinung nach teilweise etwas seichte Songmaterial schnoddrig, aber durchaus stilvoll. Die Lieder wurden dabei immer wieder geschickt in die Länge gezogen, zum Beispiel indem zusätzliche Gitarrensoli angehängt wurden. Zudem merkte man Borell auch sein Liebe zu Dylan und Morrison an, an die er, bewusst oder nicht, zuweilen erinnerte. (Meine Freundin meint, dass weder die Songs seicht seien, noch J.B. an Dylan erinnere.)

Oasis liess mich dagegen kalt. Ich muss allerdings vorausschicken, dass ich mit dem Werk der Briten nicht sonderlich gut vertraut bin und es auch nur bedingt mag – 1995 hörte ich lieber „Maxinquaye“ als „(What’s The Story) Morning Glory?“. In einer von mir als durchaus stilvoll empfundenen gelangweilten, beinahe abwesenden Art wurde ein mit Hits wie „Wonderwall“ oder „Don’t Look Back In Anger“ garniertes, knapp hundertminütiges Konzert präsentiert. Ich jedenfalls liess mich von der Band anstecken und langweilte mich ebenfalls.

Nach dem Höhepunkt mit Tricky hörte ich mir noch die australischen Pendulum an. Den Wechsel von den Drum’n'Bass-Produzenten zum gitarrengetriebenen Live-Act hatte ich bisher verpasst. Fand ich ihre mit zugänglichen Synthie-Melodien versetzten DnB-Tunes in einem DJ-Set als Auflockerung, Abwechslung oder endgültige Aufforderung zum Schwitzen ganz in Ordnung, konnte ich sie in neuem Gewand kaum aushalten. Während Morph am Vortag zwar auch immer wieder massive Bässe oder simple Melodien spielte, aber viel Zeit in den Aufbau und in Variationen investierte, war die Show von Pendulum eine einzige Aneinanderreihung von vermeintlichen Höhepunkten. Auf mich wirkte dies wie eine immer auf voller Lautstärke abgemischte CD. Die restlichen Besucher fanden das Konzert aber „geil“ oder „jenseits“. Ich scheine eine Spassbremse zu sein.

Am Sonntag hörte ich mir nur zwei Acts an: Travis und die Kings Of Leon. Travis erschien leider 25 Minuten verspätet. Mit einer sympathischen Show, die das Publikum bis zuhinterst zu „Why Does It Always Rain on Me?“ mithüpfen liess und den neuen Songs, die, so mein erster Eindruck, eine positive Weiterentwicklung darstellen, vermochten sie mich zu begeistern. Obwohl immer sehr respektvoll, liess es sich Fran Healy nicht nehmen Witze über die als Ballons missbrauchten Kondome oder die Bärte der von ihm geschätzten Kings Of Leon zu machen. Die Kings lieferten dann zwar eine grundsolide Show ab, die auch alle ihre Hits beinhaltete, trotzdem sprang hier der Funke nie zu mir über – vielleicht war ich auch schlicht zu müde dazu.

Auch wenn nicht jeder Auftritt wirklich gelungen war, blicke ich auf eine ganz und gar zufriedenstellende Ausgabe des Gurtenfestivals zurück. Wenn nur ein anderer Biersponsor als Heineken gefunden werden könnte…

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