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Review: Tone

 Small Arm Of Sea

(16.10.09 / Indigo)

Es beginnt mit Feengesang, mehrstimmigem Frauengesang. Seltsam klingt es, englisch und leicht daneben. Es hallt wie in einer Kirche oder in einer Höhle, dazu kommt Harfe und ein scheppernder Beat, der immer leicht zu spät kommt. Eine dritte Frauenstimme setzt ein. Alle singen kreuz und quer, die Stimmen aber nicht kräftig, sondern eher scheu und leise. Es erinnert mich sehr an Coco Rosie. Weil beide Frauen miteinander singen, versteht man nichts, ausser ab und zu das Wort "slowly".

Wenn ich das Cover anschaue kommt mir die isländische Künstlerin Gabriela Fridriksdottir in den Sinn, die auch für Björk schon mal Plattencovers gezeichnet hat.

"Wake me up" ist ein passender Titel zu dem, was man hört: eine Frauenstimme, leicht kratzig, und es scheint, als ob es noch früh am Morgen ist. Die Musik ist ruhig, gemischt mit einem leichten elektronischen Beat. Gemütlich, und auch als Hintergrundsmusik geeignet. Wieder sehr ähnlich wie Coco Rosie. Die Stimmen klingen sehr nah, ich habe das Gefühl, die Frau sitze direkt neben mir. Der Gesang ist beschränkt auf eine einfache Melodie mit immer denselben Tönen.

Bei "Stringphant" wird eher gesprochen, als gesungen. Mundharmonika, Rassel und andere lustige Instrumente kommen dazu. Es ist recht anstrengend zum Hören. Wiedermal meine Vorstellung von einem Kinderspielnachmittag: kratzige Geräusche, ein Durcheinander von Instrumenten und Gesängen.
Allgemein ist die Musik von Tone sehr weiblich, finde ich. In jedem Lied singt mehr als eine Frau, und diese Gesänge übertönen alle anderen Geräusche. Eine Platte voller weiblicher Sanftheit, gemischt mit feinem Elektro.
"Opensecret" führt wieder in die verwunschene Welt der Feen. Vielleicht ist es ein Xylophon, das diese feenartigen Geräusche erzeugt? Scheu und leise. Eine Frauenstimme, die wimmert, Türen, die auf und zu gemacht werden. Die Stimme wird beim Singen während der ganzen Platte sehr zurückgehalten und nur aufs Nötigste beschränkt, als ob die Nachbarn nicht gestört werden dürfen. So versteht man den Text, das Englisch auch kaum. Gerade erinnert es mich wieder fest an Björk.

Nicht nur das Plattencover, sondern allgemein die Musik von Tone hat etwas Isländisches. Tone kommt tatsächlich aus dem Norden, aber aus Dänemark. Es lohnt sich sicher, sie live zu sehen, wenn zu ihrer Musik auch noch Bilder dazukommen vom Videokünstler und VJ Kristian Ravn Ellestad, mit dem sie zusammenarbeitet.

Small Arm Of Sea ist ein sehr ruhiges Album. Immer wieder diese feinen Tönchen, die kommen. Vielleicht sogar besinnlich. Jedenfalls sehe ich in der Musik viele Landschaften. Als ob die Frauen die Natur besingen würden.
"Work it" beginnt sehr schön. Eine Handorgel, die traurig spielt und hallt. Kontrabass setzt ein. Hier scheint alles zu stimmen. Mir kommt Mich Gerber in den Sinn. Plötzlich wechselt es zu Trip-Hop und es klingt wieder nach Björk. Eine wimmernde Stimme singt dieses leicht traurige, aber schöne Lied. Die Lieder haben immer etwas leicht Melancholisches und auf eine Art eisiges. Zum Teil sehr einschläfernd und hypnotisch. Und auch wenn ein nervöser Elektrobeat dazugemischt wird, ist die ruhige Frauenstimme stärker, und beruhigt alles wieder.

Bis zum Schluss gibt es Musikdosen die nur zwei Töne spielen können, und eine Platte mit Sprung. Die Gesänge schräg und daneben, die Sprache unverständlich. Knorzen und Kratzen. Einlullend und Einschläfernd. Es ist Musik, die den Pulsschlag senkt. Vielleicht Mütter, die für ihre Kinder eine Einschlafmusik auf Platte aufnehmen wollten.
Das letzte Lied klingt nochmals sehr nach Björk. Die Stimme ist zwar nicht die gleiche, das merkt man, aber die Stimmung des Liedes.

Das Markenzeichen dieser CD ist sicher der mehrstimmige Gesang. Fast nie singt eine Frau nur allein. Es ist eine schöne Platte, weiblich und verwunschen, aber vielleicht zuwenig eigenständig. Mich stört es, dass es so sehr nach Coco Rosie und Björk klingt. Zudem finde ich Coco Rosie und Björk machen interessantere Musik, als Tone. Vielleicht muss man aufpassen, dass dieser Coco Rosie-Stil nicht zur Mode wird? Dann würde es schnell langweilig werden. Trotzdem ist "Small Arm Of Sea" eine schöne CD, und perfekt für gemütliche, müde Wintertage.

(meret)

Reinhören/Downloads: http://tonetone.org/


Tracks:
  1. My Mind Exploded
  2. Wake Me Up
  3. Stringphant
  4. Open Secret
  5. Work It
  6. How Hard Do You Try
  7. Undecided
  8. Sounds Like A New Number 3
  9. I Am Long
  10. Movemesideways
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