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KONZERTBERICHT: Console

Rote Fabrik, Zürich 09.02.2003


Bereit als ich den Clubraum der Roten Fabrik betrat fiel mir auf, dass übermässig viele Menschen anwesend waren. Entgegen dröhnte klassischer Elektropop. Freudig wuschelte ich mich durch die Menge, immer den digitalen Klängen nach und begeisterte mich am Genre des anwesenden Volkes. Auf der Bühne standen unbeleuchtet im Hintergrund die notwendigen Utensilien um organisierten, elektronischen Lärm zu produzieren. Eine kleine Vorfreude stieg in mir auf und ich glaubte doch einen erfolgreichen Abend vor mir zu haben. Ich vertrieb mir die Zeit damit das Publikum zu mustern, was äusserst amüsant war. Ich sah wohl selten so viele, am Sonntag Abend noch muntere, Elektromädels und –Jungs auf solch kleinem Raum. Und nach meiner Meinung konnte man langsam zum Auftakt das Abends gelangen. Ich musste auch nicht allzu lange darauf warten.

Drei Zigaretten und ein Bitter Lemon später verstummte der housig angehauchte Elektropop und auf die Bühne trampelte ein Mitdreissiger der Extraklasse. Sein treuster Gefährte war unverkennbar der mitgebrachte Laptop und diese Freundschaft geht wohl über Analogsignale hinaus und umfasst bestimmt einige Bits . Munter trällerte der etwas schwammige pazifistische Elvisverschnitt drauf los gemäss dem Motto „No love, no pain...“ und weiteren emotionalen, wohl überlegten und mit Sicherheit selber geschrieben Texten aus dem Leben. Ich hatte einige Male das Gefühl auffällig Schmunzeln zu müssen. Doch er begeisterte trotz seines, nun ja, stark am House angelehnten Stiles das Publikum und somit passte ich mich der Menge an und wippte brav im Takt seines eigenartigen Drills. Ausserordentlich schlecht war der Herr auf der Bühne nicht: Trotz seinen eigenartigen Bewegungen die er vollführte lieferte er ausgezeichnete Beats&Breaks welche durchaus zu loben waren. Mit einem schlichten „Danke und auf Wiedersehen“ verabschiedete er sich nach etwa vierzig Minuten und hinterliess eine gute Stimmung für das bevorstehende Spektakel.

Die Menge lockerte sich und lauschte der passend unpassenden „Pausenmusik“. Aus unerklärlichen Gründen spielte irgendein, glücklicherweise unbekannter, Witzbold La Vita bonita von Madonna höchstpersönlich worauf einige ungläubige, überraschte und grinsende Gesichter zu sehen waren. Selbst mich brachte der Song ein klein wenig aus dem Konzept, doch die Erwartungen stiegen zunehmend.

Zum Glück wurden wir nicht mit noch mehr Chartsklassikern beglückt und schritten kurz daraufhin zum eigentlichen Höhepunkt des Abends. Die Bühne wurde beleuchtet und irgendwer stolperte in Richtung der wunderbaren elektronischen Geräte. Erster Gedanke: Ein Freak, irgendwo aus Ende der Siebzigern ausgebrochen, lange Haare, Hornbrille, irgendwas studentenhaftes asoziales und trotzdem eine überaus sympathische Ausstrahlung. Mir begann das ganze allmählich wirklich zu gefallen. Er tippt kurz an das Mikro und sagte so was im Stil: „ Irgendwie funktioniert gar nichts, ihr müsst entschuldigen“, ein Lächeln und sogleich verschwand er hinter seinen Geräten um in sekundenschnelle wieder aufzutauchen und grinsend zu verkünden, dass es wohl doch klappe. Und dann ging’s los.

Console gab alles. Bass, Schlagzeug, Stromgitarre, Keyboard und haufenweise Geräte mit Schräubchen und Knöpfchen vollbrachten eine genialen organisierten Lärm. Das erste Lied war nur Instrumental, beziehungsweise elektronisch. Vergeblich suchte ich nach der angekündigten Sängerin vor dem Mikrofon als beim zweiten Song ein Mädel auf die Bühne kam, dass eine tollen Eindruck machte. Sie sang mit einer zuckersüssen Stimme so gegensätzlich zum doch lärmigen, basslastigen Sound, wirkte so zerbrechlich und doch schien die gesamte Musik auf ihren Klängen zu basieren. Sie überzeugte voll und ganz.

Das dritte oder vierte Lied (leider vergas ich meinen Notizblock) war wohl einer der Höhepunkte. Elektronische Rockmusik vom Feinsten. Ein langsames, schüchternes und leises Intro, eine Steigerung bis zum unermesslichen, begleitet von einer wunderbaren Engelsstimme. Eine eingängige, jedoch hintergründige Melodie und ein Abschluss wie er im Buche steht. Die Menge wurde laut und die Boxen dröhnten.

Die Übergänge vom einen Song zum anderen waren doch meistens auch sehr auffällig und eigen. Vom „Thank you very much“ einer Computerstimme bis hin zu kleinen Witzen oder schlichtes vergessen des folgenden Songtitel hatten die fünf Damen und Herren alles im Programm. Console war überaus sympathisch und das bei weitem nicht nur durch ihre grossartige Musik sondern auch durch ihr Auftreten. Und es schien so, als wäre ich nicht die einzige, welche dieser Ansicht war. Es wurde getanzt, genickt, gesprungen, geklatscht, gepfiffen und gerufen. Dass keine Teile der Unterbekleidung auf die Bühne flogen war erstaunlich.

Doch nicht nur wir als Publikum sondern auch die einzelnen Bandmitglieder hatten einen regen Drang sich zu bewegen. Die Sängerin war nur bei fünf oder sechs Lieder auf der Bühne, tänzelte sinnlich träumend vor sich hin, der Bassist legte eine Toilettenpause ein und unser Freak rannte vom einen Monitor zum anderen. Schlussendlich klappte aber immer alles wie es sollte, obwohl Console oftmals ein wenig skeptisch gegenüber der Technik der Roten Fabrik war.

Irgendwann wurde das letzte Lied angekündigt was erstmals mit johlen und klatschen des Publikums dementiert wurde. Ein nochmals grossartiges Stück. Die fünf rannten strahlend von der Bühne nach einigen Verbeugungen und die Zuschauer tobten. Es ging auch kaum eine halbe Minute bis Console wieder auf kreuzten und erneut zum Tanze aufspielten. Dieses Lied war ganz klar ein weitere Höhepunkt, insbesondere hinsichtlich der Leistung der zierlichen Sängerin. Es folgte ein weiterer Song und erneut versuchte sich Console zu verabschieden. Die Zuschauermenge wurde lichter, doch vier unserer Helden erklommen nochmals die Bühne und machten nochmals Krach vom Besten. Elektronisch, kaputt, technoid, aber wirklich grossartig verliessen uns die fünf Deutschen kurz vor zwölf.

Zurück bleibt ein Druck in den Ohren, der Zigarettengeruch, eine geniale Darbietung wahrer Künstler und die Gewissheit, dass der wirkliche Elektro noch nicht zu den fossilen Erinnerungen an die Vergangenheit gehört.

Nadia Zanchi




Kommentare von anderen Konzertbesuchern

30.04.2003
ich fand das konzert spitze! und der martin gretschmann mit seinem zerstreute-professor-look machte voll die herzigen kommentare! unbedingt in die alben reinhören ('rocket in the pocket' & 'reset preset')!
 
chicklette

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