Es ist 20:50, das Licht ist violett. Melancholisch spielt Nils die ersten Töne auf seiner Trompete. Eine super schöne Stimmung, ein goldiger Schimmer auf seinem Instrument, was das Ganze königlich, aber auch märchenhaft und geheimnisvoll erscheinen lässt. Peter und der Wolf kommt mir da zum Beispiel in den Sinn, ein Kindermärchen. Diese nachdenkliche Melancholie lässt mich gleichzeitig durch einen nebligen Novemberwald laufen, ähnlich wie bei Mich Gerber.

Das Licht wechselt zu türkis, Gesang kommt dazu und ein Mausetappen, das sich manchmal in Katzenmusik verwandelt. Lichtpunkte kreisen, Stimmen ergänzen diese. Plötzlich fühle ich mich auf dem Mars, mitten im Universum. Ich bin ein Astronaut, tappe auf dem neuen Planeten herum. Ein Lichtstrahl von oben macht den Planeten lebendig. Es könnte aber auch nur ein Fuchs sein, der im Wald hinter einem Busch hervorschaut. Ein Telefon klingelt, immer noch dieses Mausetappen, es bleibt als ständiger Beat. Die Trompete von Nils erinnert mich an die von Erik Truffaz, auch die nachdenkliche Stimmung. Die Group von Nils, Paal (DJ Strangefruit), Jan Bang, Rune Arnesen und Eivind Aarset, sorgen für einen stetig wachsenden, technoiden Beat mit Turntables, Live-Samples und Drums.

Ich bleibe aber momentan noch auf dem Mars oder Mond, denn nun kündigt die Trompete voller Stolz den Mondtanz an. Das sind zwei tanzende Marsmenschen in Moonboots, die die andere Welt geniessen. So geht das erste Lied, ganze 30 Minuten, und die Leute sind begeistert, ein tosender Applaus. Allgemein muss ich sagen, dass das Moods ziemlich voll war, also ein grosses und interessiertes Publikum. Die Liedanfänge gefallen mir besonders gut, auch der nächste. Immer diese am Anfang leise, scheue Trompete, die geheimnisvoll durch die Stille hallt. Die Melancholie, gemischt mit dem Mausetappen des Lebens, begleitet von den spannenden Lichtsituationen der Scheinwerfer. Schmunzeln muss ich, als noch englische Nachrichtenstimmen dazugemischt werden und das Piepsen eines elektronischen Geräts. Ein lustiger, humorvoller und experimentierfreudig, kindlich verspielter Typ, dieser Nils. Erinnert mich natürlich sofort auch an Matthew Herbert. Diese komischen Stimmen kommen übrigens von Nils’ Trompete, hab ich bei genauem Beobachten bemerkt. Vom Micky Mouse bis zu einem jungen Lüchslein.

Eine lustige Idee, und extrem spannend, was man mit einer Trompete alles anstellen kann. Man sagt ja über Nils auch, er sei live eine Art menschliche Groove- und Soundmaschine, die mit nordischer Schwere langsam anläuft, um dann umso gewaltiger ins Rollen zu kommen und das Publikum einen Abend lang nicht mehr loszulassen. Und das ist definitiv so, das Publikum will ihn unter tosendem Applaus und Zugabe nicht mehr gehen lassen. Aber wir sind ja noch nicht ganz beim Schluss....Molvaer mischt Jazz, Ambient, House und Drum’n’Bass und veröffentlichte 1997 sein erstes Soloalbum „Khmer“,ein grosser Erfolg. Im Konzert geht es weiter mit einem rüsselnden Elefantentanz, nachdem Nils das erste Mal redete.

Jemand habe Geburtstag heute, vielleicht einer der Group? Die Begeisterung seiner Musik (und somit der Applaus) war zu gross, um mehr zu verstehen. Dass sein nächstes und neues Lied „feder“ heisst, das habe ich aber mitbekommen, und vor allem gespürt. Mit Gestreiche und Trompete sehe ich die luftig-weiche, flaumige Feder im Wind tanzen. Dazu ein alter Blechbeat, eine Art „Secondhand-beat“, kommt mir da in den Sinn. Die zwei DJs machen noch ihre eigene Session.

Es knorzt, chrost, „blecht“. Der Beat wird wichtiger denn je. Das bleibt auch so bis zum Ende, als wolle sich Nils mit seiner Trompete langsam abmelden und immer leiser im Novembernebel verschwinden. Nach dem tosenden Schlussapplaus überlegt er es sich doch noch anders und gibt bis 22:50 noch eine 20-minütige Zugabe, voller Beat. Ein langes Gähnen macht den endgültigen Schluss, die Leute stehen voller Begeisterung da, wie ich (samt Smile). Wirklich ein hammermässiges Konzert voller Fantasie, Humor, Begeisterung und Qualität.

(meret)