Portrait Jazzanova |
Jazzanova - The Kings of Jazz (17.03.06 / !K7 Records) Zuerst mal zur ersten CD, die Gilles PetersonŽs selection: The History. Dazu gehören folgende Künstler: Roy Haynes, Randy Weston, Rashaan Ronald Kirk, Charles Mingus, Art Blakey, The Jazz Crusaders, Mark Murphy, John Coltrane, Eric Dolphy und Bill Evans. Der Sound dazu klingt (zum Teil) nach ziemlich hektischem Sound, experimentellem, zeitgenössischem Jazz. Ein unbekümmerter Jazz, frisch, fröhlich hüpfend wie ein Kind. Trommel, Hammondorgel, funky Beat, verschiedene Bläser wie z.B. Tuba, aber vor allem das Saxophon. Die Version von Rashaan Ronald Kirk erinnert mich beim ersten Durchhören an Gilles Peterson, so, wie ich ihn kenne. Ein gemütliches swingiges Piano, und eben der typische Chorgesang, klingt nach chilligem Sonntagssound, begleitet durch Saxophonimprovisationen. Während der nächsten Lieder geht es weiter mit Blues, Sängerstimmen aus Oper und Theater, schönen Bläsersolos, Trommeln im Sambarhythmus, die noch etwas Südliches, Lateinamerikanisches ins Ganze hineinbringen. Allgemein kann ich bis jetzt sagen, dass es einfach Jazz ist - kein Beat, also nichts Elektronisches, eher experimentelle Musik, deshalb manchmal auch leicht anstrengend zum Zuhören. So, wie Jazz halt sein kann. Das sechste Lied wird young rabbits genannt, und die spüre ich wirklich. Die kleinen, feinen Häschen, wie sie im Gras herumhüpfen, überstellig. Am Schluss hört man sogar noch das Klatschen des Publikums, scheint also live zu sein. Bis zum Schluss der Gilles Peterson selection gehts mal noch zu den Bären, ein gemütlicher Sonntagzmorgesound, und wiedermal das Saxophon, das klar und ohne Stress den Hauptpart übernimmt. Auch an die Fasnacht erinnert mich diese Platte teilweise. Tönchen der Bläser, die manchmal leicht daneben sind. Es klingt nach Friede, Freude, Eierkuchen. Um wieder ein bisschen herunterzukommen, kommt Bill Evans am Schluss noch mit seinem ruhigen Piano. Ich habe das Gefühl, gerade das Ausklingen eines Sommerfestes mitzuerleben, man sitzt gemütlich im Garten und es wird wieder langsam hell. CD 2 Jazznovas selection: The Present Ziemlich schnell fällt mir auf, dass der Jazz hier nicht so hektisch ist, wie auf der ersten Platte. Eine schöne, tiefe Frauenstimme kommt dazu, das ist jetzt also der Sound von Jazznova. Die Artisten dieser CD nennen sich: Nikki O, 4 Hero, Bembe Segue, The Matthew Herbert Big Band feat. Jamie Lidell, Pavel Kostiuk feat. Vanessa Freeman, Two banks of four, Rima feat. Ian OŽBrien, Innerzone Orchestra, Carlo Fashion und Hedvig Hanson. Die erste Spur von Elektro entdecke ich auf dieser Platte beim zweiten Stück von 4 Hero. Sogar Streichinstrumente werden eingesetzt, Geige, Schlagzeug, Synthesiser, elektrisches Piano. Die Streicher führen mich ein wenig in eine Filmmusikatmosphäre, teils auch kitschig. Der nächste Titel wird dann sogar noch funky, mehr Bläser, Jazzgesang und Improvisationen. Gespannt war ich auf Matthew Herbert und Jamie Lidell, über die ich beide auch schon geschrieben habe. Wie wird wohl die Big Band tönen? Und ich kann sagen, es ist lustig, ganz anders als ich es mir gewohnt bin, plötzlich so jazzig und soulig. Gut, stimmt, Jamie Lidell war immer schon einer, dem Soul gefällt. Und wieder folgt ein improvisierender Frauenjazzgesang, der mich manchmal auch an meine eigenen Gesangsübungen erinnert, diesmal von Vanessa Freeman. Es klingt so unbekümmert, friedlich schlendernd durch eine Frühlingswiese. Dann gehts zurück zur süssen Filmmusik mit Chor, ein eher chaotischer Männergesang im Hintergrund. Dann, bei der Musik von Rima gibts vor allem viel Instrumentalteil, jazziger Sound, der mich in einen Zugvogel verwandelt, der gemütlich über die Alpen schwebt. Und dann, kurz vor Schluss noch eine echte Überraschung: doch noch ein bisschen Elektro! Ja, das Innerzone Orchestra lässt ganz langsam steigernd den Elektro aufkommen, bis es in Drum 'n' Bass übergeht. Cool. Und lustig. Irgendwie ein Stilbruch zum Rest der Doppel-CD. Der winzige Anteil an jazziger Hektik bleibt aber auch hier und wird so definitiv zum verbindenden Element aller Titel. Auch kindlich verspielt kann es sein. So der zweitletzte Titel: Muster für Kammerorchester. Zu hören sind Computertönchen und Cello, etwas, das mich an chinesisches Glockenspiel erinnert, eine tollpatschige Melodie und ganz wenig scheuer Elektro. Und ganz zum Schluss kehrt Gilles Peterson nochmals zurück, so wie ich ihn kenne: Urwaldsound, Samba, Rhythmus, Tropen, Trommel, Bambusrohr und Indianergesang. (meret) Tracks:
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