Portrait Patty Moon Weitere Artikel 21.09.07 - Patty Moon: "Wolfskin" |
Patty Moon - Clouds Inside (15.10.04 / Traumton) Goldfrapp haben sich dem Elektropop zugewandt, Massive Attack wollen nun "gothic soul" produzieren, Lamb haben sich aufgelöst, Emiliana Torrini schreibt Musik für Zwerge, Elben und Kylie, Archive haben sich den Gitarren zugewandt und Portishead... nun ja, wir werden ja sehen. Wer auch im neuen Jahrtausend noch eine Liebe zum Trip Hop verspürt und sich nicht mit dem leicht nostalgischen tausendsten Hördurchgang von "Dummy" oder "Londinium" begnügen will, muss die Plattenveröffentlichungslisten schon lange studieren, bis er etwas aus seinem Genre findet. Vor etwa drei Jahren konnte man diesbezüglich bei einem Album aus unserem nördlichen Nachbarland fündig werden. Die Melancholie des Herbstes einläutend präsentiert www.out-of-space.ch etwas verspätet Patty Moons 04er-Debüt "Clouds Inside" und einen Ausblick auf das nächste Album "Wolfskin". Patty Moon sind die auf den bürgerlichen Namen Judith Heusch hörende Patty, welche die Songs schreibt und ihnen ihre Stimme leiht, und Tobias Schwab, welcher den Part des Produzenten inne hat. Für "Clouds Inside" wurden zusätzlich diverse professionelle Musiker hinzugezogen, die Patty Moon mit Gitarre, Bass oder Drums begleiten. Zudem konnten ganze Streicher- und Bläsersätze einer Musikhochschule und der süddeutsche Musikproduzent Mario Thaler, welcher schon für The Notwist und Console im Einsatz war, verpflichtet werden. Allerdings verweist das Album kaum auf Thalers bisherige Einsätze, sondern erinnert am ehesten an Goldfrapps "Felt Mountain" oder die Werke Portisheads. So können schleppende, hypnotische Beats vernommen werden und Streicher und Flügelhörner schmeicheln dem Ohr. "Clouds Inside" kann schon fast als Reise durch die leider mehrheitlich verlassenen Gefilde des Trip Hops angesehen werden, wobei die eher dunklen und dubbigen Gebiete im Stile von Massive Attack weitgehend gemieden werden. Der wunderbare Eröffnungssong "Mister Sky" und der sechste Song mit dem Namen "Stop And Go" erinnern nicht nur wegen scheppernder Beats ganz klar an Portishead, wobei Letzterer schon fast als, wenn auch sehr gelungenes, Plagiat bezeichnet werden kann. In "Second Winter" kann die gestörte Idylle von "Felt Mountain" entdeckt werden und, obwohl Patty Moon Björk als Einfluss bezeichnet, erinnern gerade Songs wie "Me And The Moon" eher an "Love In The Time of Science" von Björks Landsfrau Emiliana Torrini. Zudem kommt dem Hörer bei Teilen von "Composing" Lambs grossartiges letztes Werk in den Sinn und bei "Possibly Lucifer" kann das Gefühl aufkommen, dass Röyksopp als Co-Produzenten gewonnen werden konnten. Patty Moon Eigenständigkeit abzusprechen wäre aber ebenso unfair wie unwahr. Am besten kann die Kreativität der süddeutschen Band anhand des Songs "Humming" festgestellt werden, welcher ironischerweise von Musik portisheadscher Prägung wohl am weitesten entfernt ist. Mit melancholischen Streichern und nervösem Elektogefrickel beginnend entwickelt er sich zu einem reissenden Fluss, der am ehesten mit Neil Youngs Musikuntermalung von Jim Jarmuschs "Dead Man" verglichen werden kann. Ein wirklich starker Titel. Freunde des Trip Hops sollten sich das Album unbedingt anhören und Titel wie die bereits erwähnten "Humming" und "Mister Sky", aber auch "Borderline" müssen sich sicherlich nicht vor dem Vergleich mit Tracks der bekannten Grössen aus England oder Island fürchten. Schade einzig, dass die Songs gegen Ende eher ein bisschen schwächer werden, wenn auch das Anfangsniveau überaus hoch war. (as) Anmerkung: Den Ausblick auf "Wolfskin" findest Du hier. Tracks:
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