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Portrait
Télépopmusik

   Télépopmusik - Angel Milk
(20.02.05 / Catalogue, Capitol/EMI)


"Who can't play a musical instrument. Who don't care to dance." – diese Phrasen begegnen einem gleich zu Beginn des neuen und bereits zweiten Télépopmusik-Longplayers. In welchem Zusammenhang ist mir jedoch nicht ganz klar. Klar ist, dass Télépopmusik aus Frankreich folgende drei Personen sind: Fabrice Dumont, 2square aka Stephan Haeri und Christophe Hétier alias Antipop. Schon das Coverartwork kommt äusserst verträumt daher und passt aus diesem Grund wunderbar zur Stimmung, welche die Musik auf Angel Milk beim hören verbreitet. In einer mystischen, grünstichigen Waldumgebung steht einsam, ein von nebelartigen Gebilden eingehüllter, trompetender Panda.

Die erste von Angela Mc Cluskey, eine der drei Stimmen des Albums, eingesungene Zeile lautet "sit still, and close your eyes". Diese Aufforderung befolge ich ohne kleinstes Zögern. Es ist sozusagen der Anfang einer Waldexpedition der Télépopmusikalischen Art. Vielseitige Klangwelten, die von fröhlichem Elektropop bis hin zu eher schwereren, düsteren Beats vieles abdecken, bekommt man zu Ohr. Mal denkt man an Air oder Björk und auf zwei Tracks wiederum sind mir sofort Parallelen zu den neueren Massive Attack aufgefallen. Viele einzelne Gastmusiker, sowie ein bulgarisches Symphonieorchester und eine Big-Band, tragen zu einem weit reichenden Soundspektrum bei. Das Gemeinsame und Bezaubernde beinahe aller vorkommenden Instrumente und der eingesetzten Elektronik  ist, dass sie sehr gezielt und oft nur minimal eingeflossen sind. So hat man bei jedem Hören die Chance, neue Soundfragmente für sich zu entdecken. Ebenfalls lohnenswert ist, sich auf die Lyrics einzulassen. Diese unterstützen sehr schön die Messages und Stimmungen, welche die zum Grossteil sehr ruhige Musik dieses Albums vermitteln will.

Schon der erste Song, "Don't look back", aus welchem ich bereits die erste Textzeile zitierte, stellt ein kleines Highlight dar. Sehr ruhig gehalten. Vor allem von Mc Cluskeys warmer, souliger und fast schon kratzender Stimme getragen, haben es die drei Herren um Télépopmusik angereichert mit feinen elektronischen Klangmustern. Schlichte Tempowechsel sowie ein im Ansatz breakbeatartiger Part vermögen Spannung zu erzeugen. Man schwebt durch verlassene, geheimnisvolle Waldlandschaften. "Into everything" ist der einzige Song auf dem Album, mit einem technoid stampfenden, jedoch ebenfalls sehr minimalisierten und fast schon leisen Dance-Beat. Sehr gut dazu passt der Gesang von Deborah Anderson, der zweiten weiblichen Stimme. Sie klingt geschliffener. Hell, klar und zart singt Anderson gleich zu Beginn "Open your world into everything". Ihre Stimme begleitet durch Klanggefilde, welche mit Streichern versehen sind und mich mit einem abschliessendem Harfen-Outro sanft abzusetzen vermögen. Der mit Abstand speziellste Song ist "Love's almighty". Das Intro dazu wurde live in Bethleem aufgenommen. Abendländisches Flötenspiel und ein unidentifizierbares Reden ist zu vernehmen bis erneut mit Streichern das eigentliche Lied sowie der sehr prägende und eigenwillige Gesang von Angela Mc Cluskey einsetzt. Die Stimme von Angela Mc Cluskey, welche auch schon auf dem Debutalbum von Télépopmusik zu hören war, ist sicherlich ein wenig polarisierend. Entweder sie gefällt, oder eben nicht. Zu den Streichern gesellt sich jetzt ein überraschend irdischer Big-Band-Sound und so kann man sich die Sängerin richtiggehend vorstellen, wie sie in einer verrauchten, dunklen Bar auf einem edlen Ledersofa sitzt. Die männlichen Blicke auf sich gezogen und die Gesangszeilen zum Besten gebend.

Die dritte und einzige männliche Stimme im Bunde ist jene vom Bristoler Rapper Mau, auch als Soda Pop bekannt. Er, früher Sänger bei der Band Earthling, bewirkt mit seinem  tiefen Sprechgesang auf "Last train to wherever", dass die sowieso schon leicht düstere Songstimmung, welche immer mehr aufkommt, noch dunkler wird. Fernöstliche Klänge, eine dicke Bassline sowie einsetzende Piano-Melodien sind die musikalischen Grundelemente dazu. Gefolgt wiederum von einem Song, welchem die Schottin Angela Mc Cluskey ihre Stimme verleiht. "Brighton Beach". Ein melancholischer, sehr ruhiger Titel, welcher mich mit interessanten Knack- und Rausch-Effekten zum genauen lauschen anregt. Bald schon erklingen erneut Harfenklänge und kurz darauf ist wieder die Stimme von Deborah Anderson, welche in der Vergangenheit unter anderem auch schon mit Mo Wax und DJ Shadow gemeinsame musikalische Sache machte, zu vernehmen. Jetzt befindet man sich ohne Frage irgendwo tief im Walde. "Close" heisst der Songtitel. Licht ist Mangelware. Ruhig folge ich dem nachdenklich stimmenden Gesang und frage mich, wohin mich die immer lauteren Gitarren, welche in diesem Moment eingespielt werden, bringen werden. Es ist das Instrumentalstück mit dem Namen "Swamp". Wieder wird man von Pianospiel begleitet. Trompetenklänge setzten ein. Die Stimmung bleibt ruhig und bedrohlich, obwohl man dem Sumpf scheinbar knapp entkommen zu sein scheint.

Ein meiner Meinung nach typischer Triphop-Track folgt danach. "Hollywood on my toothpaste". Zusammengewoben aus tiefen Beats und Gitarrensound, welcher gegen Ende immer weiter intensiviert wird. Dazu rapt Mau Zeilen wie "albino ones singing German songs like Hino". In dieses witzige Lyric-Detail interpretiere folgendes: Wahrscheinlich ist alles gar nicht so auswegslos und ernstzunehmend wie es scheint, hier, allein im dunklen Wald. Es wird mit grosser Sicherheit wieder Licht ins Dunkle kommen. Und Tatsache! "Tuesday" heisst der nächste und damit letzte "eigentliche" Song. Unbeschwert wacht man damit auf und findet sich an einer von Sonnenstrahlen erhellten Waldlichtung wieder. Das Schwarz ist wieder zum mystischen Grün geworden. Der Tag hat begonnen, und neben leichtem Regenfall höre ich heiteres Vogelgezwitscher. Gerne würde man noch länger in dieser verträumten Umgebung verweilen. Doch die selbe Stimme wie am Anfang des Albums macht einem deutlich, dass man am Ende angelangt ist. Fünzehn Minuten stiller Flug folgen und ich bin wieder zurück in unserer Welt, wo Pandas definitiv nicht im Wald herumirren und Trompete spielen...

dennis



Tracks:
  1. 01. Don't Look Back
    02. Stop Running Away
    04. Into Everything
    05. Love's Almighty
    06. Last Train To Wherever
    08. Close
    09. Swamp
    10. Nothing's Burning
    11. Ambushed
    12. Hollywood On My Toothpaste
    13. Tuesday
    14. Another Day
    15. 15 Minutes
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