Pilze werden mit vielem assoziiert. Man denkt an Genuss (kulinarisch), Ästhetik, Gefahr/Tot z.B. bei Fliegenpilzen, Halluzinationen bei speziellen Pilzen. Welche Aussage gemacht wird, wenn ein Pilz das Antlitz eines Produktes ziert, kann man somit auch nicht abschliessend klären. Die Frage ist dann, ob das werbende Bild dem Inhalt gerecht wird.
Später mehr dazu.

Expedition Vol.1 ist eine Zusammenstellung des Labels Everestrecords. Man kennt diese Art von Zusammenstellung, bei der die verschiedenen Artists eines Labels vorgestellt werden, z.B. "Branches And Routes" von FatCat Records. Vor allem bei den kleineren Labels sind diese Sampler immer wieder interessant zum reinhören.

Track by Track

8+zwanzig (Bassdriver): Der Opener zeigt wo's lang geht. Stampfende Drums, fadende verzerrte Gitarren. So klingt es wohl, wenn man von Aliens verfolgt wird.

Wurst ist Wirklichkeit (Iso Brown): Was steckt wohl hinter einem Track, der diesen Namen trägt? Ein Sound- und Sample-Sammelsurium aus schrägen Klängen, wie eine riesige alte Standuhr, die kurz vor dem durchdrehen ist.

Tran (Herpes ö DeLuxe): Jetzt erst werden die Tracks ein bisschen länger und ruhiger. Sehr ruhig. Kein Beat, keine Instrumente, keine Gesang, nur ein Flüstern im Hintergrund und ein Rauschen, das sich über siebeneinhalb Minuten in ein Dröhnen verwandelt wie ein Raumschiff, dass einen sehr sehr langsamen Landeanflug macht.

Robinhood (Filewile): Zurück zum Beat. Fein geordnete, säuberlich abgetrennte Rythmen klopfen fröhlich-elektronisch vor sich hin und aus dem Vocoder singt es "Bla bla bla". Es ist es der erste nicht-düstere Track des Albums.

Getonk (Menu:Exit): Kraziges Sample-Werk, einige schräge Töne im Hintergrund.

Tauchgang (Strotter Inst): Neben "Tran" wohl das merkwürdigste Stück des Albums. Man nehme Röcheln und kratzen, das Geräusch von herumgeschobenen Steinen und Schrauben und mache daraus ein Track mit dem Passenden Namen "Tauchgang".

G3ts (Everest): Endlich wieder mal Melodie, neben einem dünnen, knarrigen Beat.

Destruction (Krankenzimmer 204): Auch hier der Titel passend. Wie aus Twin Peaks anmutende Klänge werden richtiggehend zerstört und durch zu Staub zermalen.

Drk Mf V1 (Feldermelder): Melancholisches Piepsen, irgendwo im Ambient zwischen Aphex Twin und Boards of Canada.

Mecaguen (Jet Turino feat. Atun, Ton & Txema): Jetzt geht es wieder hinab in die wirklich dunklen Ruinen. Bedrückend schleppt sich die Musik weiter, vorbei an Kurzen ausbrüchen verzerrter Gitarren und düsteren, unverständlichen Wortfetzen.

W.i.s.e.s. (Herbaljazz): Richtung Drum&Bass/Breakbeat geht der Track von Herbaljazz. Die harten Drums können die feine Melodie einfach nicht zerstören. Auch nicht mit den Vocals.

Italienische Autohupe (rm74): Der Urheber dieses Stückes wird wissen von was er spricht. Ansonsten hätte er sich wohl nicht 10:37 Minuten mit dem Thema beschäftigt, um uns die Italienische Autohupe in elektronischer Form näherzubringen. Eine fast schon rythmuslose Collage.

Amber (Kaleidophone & Balduin): Zum Schluss wird es wieder versöhnlicher. Zum Ausklang ein bisschen Gitarre mit langsamem klopfen.

Um nun nochmal auf das Thema Pilze zurückzukommen: Das Album trägt dieses Cover zu Recht. Wir sind uns solche Klänge von Black Dog, Tortoise, Aphex Twin, Boards of Canada, Funkstörung und Matmos gewöhnt. Somit könnte man alle am Anfang beschriebenen Assotiationen darauf anwenden. Sollten aber die genannten Bands Neuland sein, sollte man vorsichtig sein. Die Düsterkeit der Klangwelten, in die man als Hörer hinabgestossen wird ist sehr tief und undurchdringlich. Man kann es als Expedition zu den Gefühlswelten von Genuss, Gefahr, Ästhetik und Halluzinationen ansehen.

(grid)

1. 8+zwanzig - Bassdriver
2. Wurst ist Wirklichkeit - Iso Brown
3. Tran - Herpes ö DeLuxe
4. Robinhood - Filewile
5. Getonk - Menu:Exit
6. Tauchgang - Strotter Inst
7. G3ts - Everest
8. Destruction - Krankenzimmer 204
9. Drk Mf V1 - Feldermelder
10. Mecaguen - Jet Turino feat. Atun, Ton & Txema
11. W.i.s.e.s. - Herbaljazz
12. Italienische Autohupe - rm74
13. Amber - Kaleidophone & Balduin