Volkshaus Zürich 23.04.2008 |
Portrait Morcheeba CD-Kritiken Charango Antidote Dive Deep |
Gespannt durfte man sein, wie sich die "neuen" Morcheeba anhören würden. Seit dem Weggang der allseits beliebten Sängerin Skye Edwards gingen die Meinungen über die englische Trip Hop-Band auseinander. Mit ihrer himmlischen Stimme war die Dame stets im Mittelpunkt. Morcheebas Musik versprühte pure Lebensfreude und auf einmal waren Begriffe wie "Downtempo" in aller Munde. Ihr zweites Werk, das Wunderalbum "Big Calm", steht heute immer noch in unzähligen CD-Regalen. Ein zeitloses Stück Trip Hop. Diese Scheibe war so gut, dass es beinahe unmöglich war, an dessen Erfolge anzuknüpfen. Mit dem Nachfolgern "Fragments of Freedom" und "Charango" ging das noch einigermassen, aber spätestens nach "Antidote" war die Fangemeinde gespalten. |
Grund: Im April 2004 verliess Edwards die Band. Eine neue Stimme, Daisy Martey, war für weibliche Töne zuständig. Der Schweizer Songwriter William White wärmte das Publikum schon mal vor. Während vor den Eingangstüren noch gedrängelt und um Tickets gefeilscht wurde, gab der sympathische junge Mann eine halbstündige Kostprobe seines Könnens. Nur mit Gitarre bewaffnet spielte er einfühlsam und leidenschaftlich seine meist balladenartigen Songs. Er schien sich zu freuen, vor vollem Haus zu spielen und erntete dafür anerkennenden Applaus. Die Leute wollten aber Morcheeba sehen und johlten fröhlich, als White fragte: "Na, freut ihr euch auf Morcheeba?" Natürlich freuten sie sich, Spannung lag in der Luft, schliesslich war die Band hierzulande schon lange nicht mehr live zu erleben. Das ausverkaufte Volkshaus war nun proppevoll. Sphärisch Klänge eröffneten das Konzert und die lauschende Menschenmenge wurde von Anfang an in gewohnt wohlige Morcheeba-Stimmung versetzt. Schon der zweite Song war ein Klassiker und man durfte sich bei "Otherwise" ein Bild machen, wie Manda Zamolo an die Stimme von Skye Edwards herankommt. Und sie machte einen guten Eindruck. Je länger man ihrem Gesang folgte, akzeptierte man sie als würdigen Ersatz. Man fühlte sich bereits jetzt wie in alten Zeiten und die Stimmung wurde schnell ausgelassen. Nicht zuletzt auch dank den ständigen Lobesworten von Paul Godfrey: "I have so many reasons to love Switzerland", schwärmte er der Masse entgegen. Weiter ging's mit ein paar Stücken vom neuen Album "Dive Deep". Schleppende Beats mit warmem Drumherum, begleitet vom zartem Frauengesang. Zum Glück, sie sind immer noch die Alten geblieben. Kollektive Geborgenheit kam auf, während man zu "Enjoy The Ride" oder zu "Run Honey Run" hin und her schunkelte. Und dann durfte man zum ersten Mal den Männergesang hören. Die tiefe Stimme von Brad Burgess wechselte sich mit derjenigen von Manda Zamolo ab. Das funktionierte und überzeugte. Zwar klingt der Mann eher verhalten kühl, aber es passt. Die Leute genossen es. Schon bald schwappte die euphorische Stimmung vom Publikum auch auf die Band über. Andy Robertson am Schlagzeug und Ross Godfrey an der Gitarre lächelten zufrieden, sie hatten ihren Spass. Der Sound strömte astrein aus den Boxen, das Zusammenspiel der Musiker funktionierte einwandfrei. Wie immer gingen die Leute aber so richtig zu altbekannten Stücken ab. Spätestens nach "Part Of The Process" war das Eis definitiv gebrochen. Morcheeba heizten ein. Man sang glücklich mit und merkte zeitweise kaum, dass ja eine neue Sängerin auf der Bühne stand. Naja, der Knaller "The Sea" klang halt schon eine Spur anders. Aber das war schnell vergessen. Die gut gelaunte Band verabschiedete sich mit dem chillig-süssen "Blindfold" und gab kurz darauf eine kurze Zugabe. Überall glückliche Gesichter. Mit dem neuen Chanson-Stück "Au Dela" und dem Ohrwurm "Over And Over" brachten sie noch einmal alle Pärchen zum Küssen und forderten kurz darauf mit "Be yourself" die Menge zum Tanzen auf. Paul Godfrey gab dazu noch eine kurze Scratch-Einlage zum Besten. Morcheeba gaben noch einmal richtig Gas. Trotz Promo-Tour für das neue Album wurden ältere Songs geschickt zwischen den neuen eingebettet. Und diese waren es auch, die das Volkshaus zum Brodeln brachten. Vielleicht muss man sich zuerst an neue Songs wie "Sleep On It", wo ausschliesslich Brad Burgess zu hören ist, gewöhnen. Denn der Feel-Good-Sound funktionierte auch mit Männerstimme und erinnerte an kitschblauen Himmel und grüne Sommerwiese. Auch wenn die frischen Songs vom neuen Album nicht so hitverdächtig wie ihre Vorgänger sind, sie bleiben solide Morcheeba-Kreationen. Die Band wurde den Erwartungen des Publikums gerecht und die Leute verliessen nach anderthalb Stunden und "Rome Wasn’t Built In A Day" zufrieden den Saal. Danke, Pflicht erfüllt. Nicht mehr und nicht weniger. (bb) Offizielle Seite: www.morcheeba.co.uk |
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