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Portrait
Hot Chip
  

Review: Hot Chip - Made In The Dark

(04.02.08 / DFA Records)

Man nehme die letzten paar Singles seiner Lieblingsbands zur Hand und man stolpert prompt über den einen oder anderen Remix der Briten. Man lese einen beliebigen Artikel in einer beliebigen Zeitschrift über den New-Rave-Hype und man findet sicherlich die beiden Worte „Hot“ und „Chip“. Man schaue sich eine beliebige Single-Bestenliste des vorletzten Jahres an und man entdeckt sicher „Over und Over“ auf den ersten Plätzen. Vorstellen muss man die Band also kaum mehr jemandem und auch der werte Leser wird wohl schon zum einen oder anderen Song der Electropopper das Tanzbein geschwungen haben und, wenn ich mich nicht gänzlich in meiner Einschätzung vertan habe, werden wohl auch die Tracks ihres dritten Albums immer mal wieder die Tanzflächen füllen.

Allerdings fühlt sich „Made In The Dark“ nicht nur den Tanzwütigen verpflichtet, sondern liefert auch die eine oder andere Ballade. Gestartet wird die Scheibe mit an eine Live-Aufnahme erinnernde Jubelrufen im Hintergrund und einem Soundgeflecht, das von einen Auftakt eines Stadion-Rock-Konzertes stammen könnte: Die Hot-Chip-Show kann losgehen. Es folgt ein instrumental eingespielter, aber von der elektronischen Musik beeinflusster Beat und die Vocals setzten ein. Im Refrain entdecken wir uns mit Bläsern und „Hei“-Rufen  in einer Russen-Disco. Ein Song, der für mich den an sich recht künstlichen Begriff „New Rave“ bestens illustriert: Rock-, Electro- und eventuell gar Schlagerelemente werden so kombiniert, dass der Song eine maximale Tanzanimationswirkung entfalten kann. Erlaubt ist, was Spass macht. Auch der zweite Song wendet sich an den Dancefloor. „Shake A Fist“ halt. Originellerweise unterbrechen Hot Chip den Song nach etwa zwei Minuten mit den Worten

"Before we go any further
I'd like to show you all a game I made up.
This game is called 'Sounds of the Studio'.
And it can be played with any record
Including this one. You may be surprised!
Now if you have a pair of headphones
You better get 'em out and get 'em cranked up
'Cause they're really gonna help you"

und spielen dazu Hoovers ein. Auch wegen dieser gelungenen Wendung gehört diese erste Single zu den Höhepunkten von „Made In The Dark“.

Daran schliesst die zweite Singleauskopplung an, die, entgegen anderslautenden Berichten nicht für Kylie geschrieben wurde, aber sehr poppig klingt und mit seiner nie simplen Zugänglichkeit Hot Chip wohl den einen oder anderen Top-Platz in den Single-Bestenlisten 2008 sichern dürfte. Es folgt eine gut tanzbare Synthie-Nummer, welche in das erste ruhigere Stück mit dem Namen „We're Looking For A Lot Of Love“ übergeht, welches mit seinen Pfeif-Sequenzen und „Ohhhhh“s für meine Geschmack doch ein bisschen gar kitschig ausfällt, wenn auch die Orgel am Ende den Track überaus hübsch abrundet. Umso schöner ist trotz des dümmlichen Titels das funkversprühende „Touch Too Much“, welches mit viel Bombast den Hörer überwältigt. Der Titeltrack, welcher auf der offiziellen Seite gratis heruntergeladen werden kann, ist mit seinem langsamen, schleppenden Beat dagegen eher belanglos.

Es folgen ein sehr rockiges „One Pure Thought“, welches mit einem hübschen Gitarrenintro und mitreissenden Chorus glänzt und „Hold On“, der längste Song der Platte, welchen man schon nur wegen der Zeile

I'm only going to heaven if it feels like hell
I'm only going to heaven if it tastes like caramel“

lieben muss. Ein sehr treibender, an 70er-Funk erinnernder Titel, der zu den Höhepunkten des Albums gehört. Gegen Ende klingt er in etwa so, wie ein Sound, der für eine Pferde-Action-Szene geschrieben wurde.

Der zehnte Song „Wrestlers“ soll, so liest man im Interview mit der Spex, von R. Kelly beinflusst worden sein, was ich gerne glaube, was aber auch eher für die Betätigung der Skip-Taste spricht. „Don't Dance“ tönt nach alter Rave-Musik mit Sci-Fi-Einspielungen. Happy Hardcore meets Raumschiff Enterprise. Da der Schluss zudem mit toll acidigem Sound aufwartet, der bestens zu dem Vorangegangenen passt, vermag dieser Track doch sehr zu überzeugen und ich wiedersetzte mich gerne dem Songtitel. Das Album wird von der mit Plattenspielerknistern unterlegten Klavierballade „Whistle For Will“ und dem gospelinspirierten „In The Privacy Of Our Love“ beendet, welche beide nicht meinen Geschmack zu treffen vermögen.

Das offensichtlich von den 70ern beeinflusste Album glänzt mit einigen wunderbaren und tanzbaren Tracks, die sicherlich in vielen Stereoanlagen, auch in meiner, im Jahre 2008 regelmässig ihren Auftritt haben werden. Allerdings vermochten mich vor allem die ruhigeren Nummern kaum zu überzeugen, sodass ich auf ein Album blicke, welches zwar einige der wohl bestens Songs des noch jungen Jahres auf sich vereint, aber auch immer wieder abfällt.

(as)

 

 

 

 



Tracks:
  1. Out at the Pictures
  2. Shake a Fist
  3. Ready for the Floor
  4. Bendable Poseable
  5. We're Looking for a Lot of Love
  6. Touch Too Much
  7. Made in the Dark
  8. One Pure Thought
  9. Hold On
  10. Wrestlers
  11. Don't Dance
  12. Whistle for Will
  13. In the Privacy of Our Love
Bewertung:


Kommentare


bei bkanal.ch kann man sich das neue album in voller länge bereits vor dem release anhören! go check it out: http://www.bkanal.ch/blog/archives/1914-Neues-Album-Made-In-The-Dark-von-Hot-Chip-anhoeren.html

azubi / 28.01.2008

Bewertung:
wrestlers is the best!

rrrrr / 13.03.2008

Bewertung:
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