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Matthew Herbert
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Review: Matthew Herbert - Theres Me and Theres You(06.10.08 / !K7)
Für sein zweites Big Band-Album trommelte der wandelbare Elektro-Tüftler Herbert die Crème de la Crème der aufstrebenden Jazz-Szene Englands zusammen. “There’s Me …“ ist aussergewöhnlich in allen Aspekten.
Pompöse Bläsersätze treiben voran, Stimmen schallen im Chor und heben den Gesang der stimmgewaltigen Eska Mtungwazi in die Höhe, Instrumente tauchen kurz auf und gehen dann wieder unter, die Tempi wechseln wild, nervöse Elektronikeffekte flirren hin und her... und das alles ist unglaublich eingängig. “Pointificate“ - willkommen im Universum des Matthew Herbert.
„Theres me..." ist sein zweites Big Band-Album nach dem 03er-Effort “Goodbye Swingtime“. Die Big Band setzt sich aus einigen der besten Jazz-Instrumentalisten des Vereinten Königreichs zusammen - all deren Namen sind auf dem Cover des neuen Albums ersichtlich. Eine Liste von 18 Namen, eine Unterschriftensammlung für “music as a political force of note and not just the soundtrack to over-consumption”.
Matthew Herbert widmet sich dabei dem Thema Macht und deren Missbrauch und Eskas Mtungwazis kraftvolle Soulstimme spricht dabei dabei Themen aus der ganzen Weltpolitik an.
Zurück zur Musik an für sich: Nicht immer ist sie so eingängig wie in erwähnter Single “Pointificate“ oder dem Opener “The Story“. Oft verstecken sich die Melodien hinter den dicht arrangierten bis chaotischen Bläsern. In seltenen Momenten erklingen sie in ungewohnter Reduziertheit, ein schönes Beispiel dafür ist das obskure Piano-Interlude in “The Battery“.
Trotz aller Nervosität und verrückten Einfällen bleibt der Swing erhalten, Matthew Herbert stolpert nie und dirigiert seine Big Band ohne Tempo- und Präzisionsverlust durch verwinkeltste Passagen. Das Können der Ausnahmemusiker tritt deutlich zu Tage.
Bemerkenswert ist die Rhythmussektion der Big Band: Die Perkussion zeichnet sich durch ein natürliches Vintage-Feeling aus. Elektronische Mittel wurden zwar haufenweise gebraucht, allerdings nur für Sampling- und verfremdende Zwecke. Allgemein dringt die Elektronik so gut wie nie fassbar in den Vordergrund, nur gegen Ende des wundervollen “Regina“ (man beachte das allerschönste Holzbläser-Arrangement hier) nehmen knarzende Bässe Überhand.
"There’s Me...“ ist ein Vorzeigealbum was Samplekunst und die damit verbundene Kreativität angeht. Samples zeugen davon, wie gleich massenweise Kreditkarten zerschnitten und gleich viele Kondome über den Boden des British Musem gezogen wurden. Wer will kann das als polemischen Kunst-Unfug abtun, aber die Resultate, auf ihren Klang und die Verwendung reduziert, sind trotzdem faszinierend. Im verträumten Instrumental “Nonsounds“ wird das Zirpen der Grillen geschickt in die Perkussion eingebunden, zum Krähen eines Hahns gesellen sich freundlich Bläser hinzu. Beispiele für die aussergewöhnliche Virtuosität und den ungebremsten Schaffenswillen Herberts.
Wer nicht bereits nach den ersten Durchgängen kapituliert, wird mit einem aussergewöhnlich vielschichtigen, einfallsreichen und dementsprechend unterhaltsamen Hörerlebnis belohnt.
(Tobias Imbach / exit.music)
Dies ist ein Review von unserer Partnerseite
Tracks:
- The Story
- Pontificate
- Waiting
- The Yesness
- Battery
- Regina
- The Rich Man's Prayer
- Breathe
- Knowing
- Nonsound
- One Life
- Just Swing
Bewertung:
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