Review: Annakin
Torch SongsWenn die Zeit des Wartens auf ein Album sehr lange ausfällt, schleicht sich unwillkürlich die Annahme ein, die Dauer bis zum nächsten Release sei wohl von ähnlichem Ausmass – zumindest bei Annakins Zweitling „Torch Songs“ erweist sich diese Heuristik als falsch. Liess sich Ann Kathrin Lüthi für ihr Solo-Debüt nach dem Hinscheiden von Swandive sieben Jahre Zeit, so kündigt sich nun keine zwei Lenze später die Fortsetzung an. Man merkt dem neuen Album an, dass es unter vielfältigen Einflüssen entstanden ist, so als ob man sich nach einem ersten geglückten Experiment entschieden hätte, die Arbeit bestärkt fortzusetzen und – mit Matthias Kräutli (My Name is George / Drums, Stimme) und Adrian Weyermann (Gitarre, Stimme) – auch zusätzliche analoge Einflussvariablen zuzulassen. Der Kern und das für den Zuhörer markanteste Element bleibt sicher Ann Kathrin Lüthis unverkennbare Stimme, die die Brücke schlägt zu älteren Releases, aber mit zusätzlichen Modulationen ebenfalls neue Wege geht. Die erwähnten Drums und Gitarren gehen nicht auf Kosten der elektronischen Komponente, sondern erweitern diese, machen sie in weiten Teilen organischer, während auf dem Vorgänger das Klangkleid doch ab und an etwas nüchtern anmutete und die Beats stellenweise etwas schwach auf der Brust waren. Hier fällt meines Erachtens positiv ins Gewicht, dass die analogen Elemente nicht zu clean und glatt produziert wurden, sodass sich das Ganze nicht in der Beliebigkeit des Pops verliert – wobei die Popfalle für meinen Geschmack je nach Song unterschiedlich souverän umschifft wird: „Coast is Clear“ ist mir dann doch ein bisschen zu sanft, „Alive“ ein wenig zu beschwingt, aber wo das Spektrum geweitet wird, reduziert sich wohl zwangsläufig der Deckungsgrad mit den eigenen Präferenzen. Die wiederum sind bei schwermütigen Nummern wie „I Feel For You“ oder beim dubbigen „Malfunction“ vollauf erfüllt. Auch der Titelsong „Torch Song“ steht für den roten Faden, der sich durch Lüthis Werk zieht: Liebe, Schmerz, Wut und Sehnsucht sind stets flüchtige und zwielichtige Elemente, denen nirgends besser als in der Melancholie der Musik Ausdruck verliehen werden kann. „Torch Songs“ ist die souveräne Fortsetzung von Ann Kathrin Lüthis Emanzipation als Solokünstlerin. Ich bin nicht sicher, ob dies erst im Licht des neuen Werks so scheint, aber gegenüber der Vielfalt von „Torch Songs“ wirkt ihr Erstling „Falling into Place“ wie ein gelungener, aber noch recht eindimensionaler erster Schritt, hin zu einem nun breiteren und komplexeren Schaffen. Das Album erscheint am 16. Januar, Livedaten werdet ihr neben dem bereits feststehenden Termin im Salzhaus Winterthur sicher bald in unserer Agenda finden. Reinhören kann man hier. (bf) Tracks:
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Portrait
Annakin
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