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Review: Murcof

 The Versailles Sessions

(28.11.08 / The Leaf Label)  

Wer spätestens mit dem letztjährigen Meisterwerk „Cosmos" auf den Geschmack von Fernando Coronas Musik gekommen ist, sei vorgängig vor allfälligen Enttäuschungen gewarnt: Das neueste Album des Mexikaners darf, so schreibt Corona auf seiner Homepage auch selbst, nicht als direkter Nachfolger des Ausflugs in den Weltall begriffen werden und unterscheidet sich sowohl formal als auch musikalisch in entscheidenden Punkten von seinen vier Vorgängern.

Als erstes fällt auf, dass der Name „The Versailles Sessions" nicht mit dem Buchstaben „O" beginnt, welcher nach vier Alben mit den Anfangsbuchstaben „M", „U", „R" und „C" zur Erzeugung von Coronas Künstlernamen Murcof an der Reihe gewesen wäre. Der inhaltliche Unterschied ist aber weit gewichtiger: Obwohl die Vorgängeralben sich immer mehr auf die klassische Musik zu bewegten, waren dieses doch immer noch klar als elektronische Ambient-Platten zu begreifen. „The Versailles Sessions", welche nur mit Barockinstrumenten aufgenommen wurden, verlangen dem in Barockmusik weitgehend unkundigen Elektrokonsumenten wie zum Beispiel mir einiges mehr ab. Daher muss ich auch in Kauf nehmen, eine Rezension zu verfassen, welche viele Fragen offen lassen wird. Die Muster, welche von Corona geschickt aus der Barockmusik übernommen, verfremdet und durchbrochen werden, zu erkennen und genau zu benennen, übersteigt meine Kenntnisse, so dass Inhalte dieser Art im folgenden Text höchstens angeschnitten werden können.

Trotz den erwähnten Brüche zu den Vorgängeralben bleibt sich Corona zumindest in einem Punkt treu: „The Versailles Sessions" ist wieder ein Konzeptalbum. Thematisch widmen sich alle sechs Tracks dem Schloss Versailles und versuchen verschiedene Aspekte davon zu vertonen. Erzeugt wurde die Musik für die 07er-Ausgabe von Les Grandes Eaux Nocturnes, einem jährlichen Festival in Versailles. Dabei wurden nur vier Instrumente des Barockes verwendet und zwar eine Harfe, eine Flöte, eine Geige und, wohl am eindrücklichsten, eine Viola da Gamba, die Instrumentenart, die auch schon Colleen für ihr letztes Album verwendete. Dass nur vier Instrumente eingesetzt wurden, mag beim Anhören des Albums erstaunen, werden diese doch auf jede erdenkliche Art gezupft, geschlagen und gestrichen und erinnern so teils eher an ein Didgeridoo oder ein Hackbrett. Ergänzt werden die vier Haupträger der Musik bei zwei Titeln durch einen Mezzosopran.

Wie ein Intro wirkt der erste Track „Welcome To Versailles", welcher langsam alle vier Instrumente einführt. Dunkle Drones, orientalisch gezupfte Instrumente und bedrohliche Flötentöne dominieren das Klangbild und zeichnen ein sehr dunkles Bild von Schloss Versailles, weit Weg von jeder Touristen-Romantik. Ähnlich dunkel und auch ähnlich schwer zugänglich präsentiert sich „Louis XIV's Demons". Die Instrumente scheinen dabei in ein Frage-Antwort-Spiel verwickelt zu sein, vielleicht ein Dialog zwischen dem König und seinen Dämonen. Wer Ecos „Die Insel des vorigen Tages" gelesen hat, weiss, dass in der Barockzeit vieles Symbol und Allegorie war; so scheinen auch hier die Instrumente für Personen (oder eben Dämonen) zu stehen.

Mit Track 3 wird das Album etwas zugänglicher, was auch am Einsatz der Frauenstimme liegen mag. „A Lesson For The Future, Farewell To The Old Ways" kommt hoffnungsvoll, zum Teil fast fröhlich daher und auch wenn die Finsternis, wohl für die Wege der Vergangenheit stehend, allgegenwärtig ist, vermag diese kaum je zu dominieren. Der Mezzosopran ist dabei teilweise gänzlich unbegleitet und auch die Harfe hat ihren grossen Auftritt. Bei „Death Of A Forest" verschwindet der Optimismus aber wieder weitgehend und der Mezzosopran scheint einen Klagegesang auf den im Titel erwähnten Tod des Waldes zu singen.

Track Nummer 5 erinnert wohl am ehesten an „Cosmos", sehr reduziert und mit langanhaltenden Dauertönen wird ein cinematischer und ergreifender Track geschaffen. Beendet wird das Album mit dem fast schon tanzbaren „Lully's 'Turquerie' As Interpreted By An Advanced Script". Die Turquerie war eine Modeströmung im Westeuropa der frühen Neuzeit, die gewisse Aspekte der türkischen Kultur zu imitieren versuchte. So trifft auch in Murcofs Track beschwingte barocke Tanzmusik auf exotische orientalische Elemente. Es entsteht ein Kontrast zwischen fröhlichen Flötentönen und einer an Massive Attacks „Mezzanine" erinnernden Dunkelheit. Gegen Ende des Tracks droht der Hörer von der dichten, treibenden Musik beinahe überrollt zu werden. Wie weit sich Murcof dabei an die „Turquerie", welche von Jean-Baptiste Lully vertont und von Molière geschrieben wurde, gehalten hat, vermag ich nicht zu beurteilen.

„The Versailles Sessions" ist ein Album, das dem Hörer sehr viel abverlangt. Den Einstieg ins Album kann dabei wohl nur derjenige schaffen, der bereit ist viel Zeit und Geduld zu investieren - Zeit und Geduld, die sich aber auch für Personen lohnt, welche sich ansonsten wenig um Barockklänge scheren. Hat man sich erst einmal an all die ungewohnten Klänge und Strukturen gewöhnt, entwickelt sich das Album zu einem der intensivsten Klangerlebnisse dieses Jahres. Wer sich aber auf das Album nicht einlassen mag oder trotz allem den Zugang nicht schafft, darf sich immerhin auf das angekündigte „Océano" freuen, das der wahre Nachfolger von „Cosmos" sein soll. Zugänglicher kann Murcof zudem auf dem von Corona produzierten Fax-Album „Yo Recuerdo" genossen werden.

(as)

Reinhören: http://www.myspace.com/murcof



Tracks:
  1. Welcome To Versailles
  2. Louis XIV's Demons
  3. A Lesson For The Future,Farewell To The Old Ways
  4. Death Of A Forest
  5. Spring In The Artificial Gardens
  6. Lully's Turquerie As Interpreted By An Advanced Script
Bewertung:


Portrait
Murcof
   
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