Zudem zeichnete er sich 2009 für den Soundtrack des mexikanischen Films „La Sangre Iluminada“ verantwortlich, welcher in der Schweiz zumindest auf DVD erhältlich ist. Da Murcof wie kaum ein anderer für atmosphärische Musik mit Kinoqualitäten steht, war dieser Schritt nur logisch. Zudem scheint es sich für elektronische Künstler zum guten Ton zu gehören, mindestens einen Soundtrack zu schreiben, wie unter anderem Massive Attack, Archive, The Knife und Daft Punk bewiesen.
Dass das Album zum Film erst knapp zwei Jahre später erscheint, liegt daran, dass Murcof seine Musik für die Veröffentlichung noch einmal von Grunde auf überarbeitete. Wer das Resultat dieser Arbeit in den Händen halten möchte, muss eine auf 300 Exemplare limitierte Vinylausgabe erwerben – allen anderen bleibt ein Download.
Der Kauf des Albums kann, dies sei hier vorweg genommen, wie meistens bei Corona empfohlen werden. Allerdings ist die Musik darauf weniger originell als bei den letzten Releases. Nachdem bei den sehr experimentellen „Versailles Sessions“ versucht wurde mit einigen wenigen modernen Instrumenten Klänge zu erzeugen, die sehr barock klingen, und die verwendeten Instrumente daher kaum mehr wiederzuerkennen waren, fühlt man sich beim „La Sangre Iluminada“ immer wieder an die früheren Veröffentlichungen des Mexikaners erinnert. Klanglich ist der Soundtrack von „La Sangra Illuminada“ irgendwo zwischen „Remembranza“ und „Cosmos“ anzusiedeln.
Es fällt auf, dass die einzelnen Titel jeweils von sehr kurzer Spieldauer sind, meist zwischen einer und zwei Minuten. Verglichen mit den Vorgängeralben scheint dies sehr kurz zu sein. Allerdings besteht zwischen nebeneinander angeordneten Tracks oft ein dicker Kitt, was auch bei der Benennung zum Ausdruck gebracht wurde. So folgt auf „Eugenio I“ der Titel „Eugenio II“. Trotzdem wird der gut strukturierte Aufbau, eine Stärke Murcofs, durch die Unterbrüche immer wieder gestört. Zu schnell wird man aus den einzelnen Klanggemälden gerissen. Es entsteht daher nie ganz die Dichte, die man aus früheren Alben gewohnt ist.
Positiver Nebeneffekt ist eine recht grosse Zugänglichkeit des Albums. Viele der Minitracks verfügen über einen Höhepunkt und da diesmal auch an – relativ geraden – Beats nicht gespart wurde, erschliesst sich die Musik dem Hörer relativ einfach. Allerdings driftet auch bei „La Sangre Iluminada“ Melodiebögen immer wieder unerwartet weg, erscheinen wenig später wieder aus dem Nirgendwo und werden erst einige Titel später final abgehandelt. Trotzdem: Im Gegensatz zum teilweise sehr minimalistischen „Cosmos“, trifft der Hörer hier immer wieder auf Melodien, an denen er sich einfach festhalten kann. Das Album basiert weniger auf Drones als auf Rhythmen und Tonabfolgen. Die gefühlte Distanz zu „Remembranza“ ist also geringer als zu Murcofs Ausflug in die weiten des Alls.
Etwas überraschend funktioniert der Soundtrack auch ohne das bewegte Bild hervorragend. Während bei anderen Alben dieser Art für den Hörer oft der rote Faden fehlt, der – hoffentlich – durch die Geschichte des Films hergestellt würde, wird er hier von Murcof elegant durch das Album geführt – dies wahrscheinlich eine Folge der Überarbeitung.
„La Sangre Iluminada“ ist also ein durchaus gelungenes Album von Corona, ich hoffe aber doch, dass er sich nun endlich an die Beendigung von „Océano“ macht und nicht vollständig in Nebenaufträgen verloren geht.
(jacques)
Tracks:
1. Sangre y Mateo
2. Hugo 1
3. Hugo 2
4. Eugenio I
5. Eugenio II
6. Eugenio III
7. Eugenio IV
8. Paloma I
9. Paloma II
10. Paloma III
11. Paloma IV
12. Paloma V
13. Soriano I
14. Soriano II
15. Isaias
16. Soriano III
17. Isaias II
18. Isaias III
19. Isaias IV
20. Como Quisiera Decirte (Murcof Mix)
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