Die Herren – das merkte man schon beim Hören der vorherigen Alben – nehmen sich gerne ein bisschen mehr Zeit. Beweisen müssen sie ja eigentlich keinem mehr irgendwas. Der Eine ist der ehemalige Schlagzeuger einer der einflussreichsten deutschen Bands, Can, die ihrerseits ganz grosse Namen wie Radiohead oder The Mars Volta beeinflusst haben. Der andere tummelt sich seit Anfangs der neunziger in elektronischer Musik, Dub oder Jazz, wobei seine Aufnahmen bis in die Siebziger Jahre zurückreichen.
Wie schon gesagt, Jaki Liebezeit (ex Can) und Burnt Friedman haben und nehmen sich gern Zeit und gehen auch die vierte Ausgabe von Secret Rhythms sehr ruhig an, vielleicht noch ruhiger als die letzte. Vielleicht nicht mal von der Geschwindigkeit in bpm, sondern an der musikalischen Variation gemessen. In den zehneinhalb Minuten, die sich der erste der sechs Tracks auf Secret Rhythms IV Zeit nimmt, bewegt sich eigentlich nicht allzuviel, die Variation in dem ewig um das selbe Thema drehenden Stückes mit dem simplen Namen “204-7” ist minimal.
Der Reiz an der Musik der beiden ist eher an anderer Stelle zu suchen. Wer sich von der Musik einlullen lässt, entdeckt entspannt und mit geschärftem Ohr immer weitere Facetten in Beats, Rhythmik und Klängen – unter anderem im ersten Track auch das Schnaufen von einem der Beiden Musiker – ein Geräusch, dessen man sich plötzlch bewusst wird und welches einem plötzlich inmitten des musikalischen Geschehens rücken lässt.
Auch beim Vortlaufen des Albums bleibt der Musik etwas Mantra-mässiges anhaften. Ein Thema einmal aufgegriffen, wird es nicht mehr losgelassen, nur wiederholt, bearbeitet, in kleinen Evolutionen verändert und ausprobiert. Dies geschieht bei “128-5” ein wenig bewegter, elektronischer, bei “182-11” ganz ruhig, bei “131-7” schon beinahe leicht Samba-Mässig.
Wie aber schon der bereits bei www.out-of-space.ch reviewte Vorgänger ist auch die vierte Ausgabe wohl eher den Jazzern als den Elektronikern zu empfehlen. Elektronische Einflüsse sind wohl sehr klar zu hören und auch in den CVs der beiden Musiker sind ganz grosse elektronische Namen zu lesen (beispielsweise Kollaborationen mit Depeche Mode oder Brian Eno). Dennoch braucht es ein offenes Gemüt, sich geduldig diesen zehnminütigen Beat-Variationen und Rhythmus-Studien hinzugeben. Tanzbar sind die Tracks wohl auch nur für jene, die gerne mit geschlossenen Augen hin- und herwippen. Aber überraschend ist es ja nicht, denn so hat ein Album, dessen Drummer bekanntlicherweise das Bass-Drum sehr spärlich und auch nur mit der Hand bedient, ja auch den richtigen Namen: Secret Rhythms.
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Tracks:
- 204-7
- 128-5
- 182-11
- 131-7
- 120-11
- 120-5
Rating: