Review: Archive
Live at the ZenithEs gibt Felder, auf denen ist man fachlicher Spezialist, auf anderen glänzt man eher durch einen vertieften emotionalen Zugang - Letzteres kann nachteilig sein, wenn man einem breiteren Publikum in sachlicher oder zumindest intersubjektiv nachvollziehbarer Weise die Eigenschaften eines neu erschienenen Albums auseinander setzten will. Genau dieses Problem besteht beim hier vorliegenden Werk "Live at the Zenith" von Archive; ich wäre wegen meiner Befangenheit versucht, es zum Pflichtstoff für alle Musikliebhaber und -liebhaberinnen zu erklären: ein Glas Rotwein in die Venen geknallt, Kopfhörer auf und ab gehts zur obligatorischen Klassenfahrt durch orgastische Klangwelten und emotionale Abgründe. Doch bleiben wir sachlich: Mit dem von Archive dieser Tage veröffentlichten Live-Konzert, das sie im Januar diesen Jahres in Paris vortrugen, wird wahrscheinlich ausschliesslich ein Liebhaberpublikum angesprochen, das sich zum einen aus der immer noch überstrahlenden Rolle von "Londinium" gelöst hat und zum anderen äusserst positive Erinnerungen mit der "Lights"-Tour verbindet. All denen wird "Live at the Zenith" ein vertvolles Souvenir sein, das mit glasklarer Livesound-Qualität und optimal dosierter Beigabe von frenetischem Zuschauerapplaus und -gesang die vielleicht bereits nur noch unterschwellig vorhandenen Assoziationen an das Konzert wachruft. Andererseits bietet das Album doch auch denjenigen, die Archive nur flüchtig kennen, einen Überblick über die sehr heterogenen Schaffensphasen der Band - wobei die Unterschiede innerhalb dieses Konzertes natürlich weit weniger markant ausfallen, als wenn man die verschiedenen Alben aus einer Dekade nebeneinander hören würde. Die Playlist startet jedenfalls mit den jeweiligen Titeltracks von "Lights" und "Noise", wobei der Opener gleich einer der berühmt-berüchtigten Mammutsongs von Pink-Floyd'scher Dimension ist - mit über 15 Minuten ist Lights fast so lang wie das Studio-Original. Auch Veins, Black, Sane und Sit Back Down stammen vom jüngsten Studiorelease. "Lights" ist somit etwas überrepräsentiert, was den Release für einzelne Leute redundant machen könnte, gerade da Arrangement und Instrumentierung relativ nahe an den Studioverisonen gehalten sind - ausser etwa bei Pulse, das einen ausufernden Schlussteil erhält. Doch weiter: "Noise" ist neben dem erwähnten Titeltrack auch mit dem Übersong Fuck U und Pulse vertreten, Bridge Scene vom "Michel-Vaillant-Soundtrack" und You Make Me Feel von "Take My Head" sind ebenfalls enthalten und von "You All Look The Same To Me" wurde immerhin das epochale Again ausgewählt. Jedoch: Ein Track des Trip-Hop-Oevres "Londinium" fehlt ganz - mit dieser Phase scheint Archive definitv abgeschlossen zu haben. Wer ob dieser Zusammenstellung noch schwankt, sollte sich vielleicht die Spezialausgabe ziehen, die zusätzlich zur CD eine DVD mit einer halbstündigen Tourdokumentation und zwei Extra-Livevideos enthält, aufgenommen ebenfalls u.a. in der Zenith Arena bzw. am Eurockéennes Festival 2006. Fazit: Für eingefleischte Fans ist zumindest die Spezialausgabe bestimmt ein Must und mehr als eine billige Best-of, nur schon wegen der dicht eingefangenen einmaligen Live-Stimmung im ausverkauften "Zenith". Einen Compilation-Track gibts auf der MySpace-Seite. (bf) Tracks:
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Portrait
Archive
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Kommentare (Kommentar hinzufügen) |
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muss ich auch haben diese cd ! geiles review ! emmentaler / 05.06.2007 Bewertung: |
/ 06.06.2007 Bewertung: |
diese platte höre ich again and again and again. auch ohne rotwein in den venen definitiv ein gänsehautverursacher. ps. das konzert in luzern... just wow. jungesblut / 31.08.2007 Bewertung: |