Review: Archive
You All Look The Same To MeWer Archive kennt, weiss, das die Band auf dramatische Herz-Schmerz-Musik steht und diese Vorliebe meist brilliant, manchmal aber auch etwas stark übertrieben rüberbringen kann. Beim ersten Album wurde die schöne Musik noch oft durch unpassende Raps gestört, das zweite geriet wunderbar schnulzig, und jetzt, nach weiteren zwei Jahren Wartezeit ist mit "You All Look The Same To Me" ein Meisterwerk erschienen, bei dem man sagen kann, dass die Band zu ihrem endgültigen ausgereiften Stil gefunden hat. Stolze 72 Minuten dauert die CD, und das trotz der relativ kurzen Playlist von 11 Titeln. Begonnen wird die Odyssee der Gefühle mit einer Mammut-Ballade von 16:30 Minuten Länge ("Again"), bei der sich einem vor Lust die Nackenhaare sträuben. Auffallend ist die sehr professionelle Stimme des Sängers, die stark an Radiohead-Frontmann Thom Yorke erinnert und perfekt in der Musik aufgeht; dazu wunderschöne Streicher, Mundharmonika-Einlagen, schleppende Beats und eine gute Prise Elektronik (die Songs bei ihren Höhepunkten unerträglich laut zu machen, haben sich Archive übrigens inzwischen auch abgewöhnt). Als nächstes folgt "Numb", ein düsterer Song, der wie eine härtere Version von Massive Attacks "Heat Miser" anmutet; weiter mit "Meon", welches einen (auch dank der Sängerin) an das letzte Album "Take My Head" erinnert. Dann kommt mein absoluter Favorit des Albums, "Goodbye". Ruhiger Gesang und sanfte Töne wie von einem Einschlaflied für Kinder gleiten sanft durch den Raum und werden nach knapp einer Minute durch ultrageniale Beats ergänzt, die einen vor Begeisterung aus dem Sessel hüpfen lassen. Unbeschreiblich einfach, und wer diesen Song bei passender Atmosphäre hört, wird kaum die Tränen unterdrücken können. So und ähnlich gestaltet sich das gesamte Album, es gibt keinen einzigen Durchhänger, einzige Voraussetzung für den ungetrübten Musikgenuss ist ein Abend nur für diese CD, denn die Songs brauchen Aufmerksamkeit und wollen als ein grosses Ganzes gehört werden und nicht nach und nach - erst dann entfaltet "You All Look The Same To Me" seine ganze unglaubliche Wirkung. Außerdem geben einem solche Alben die beruhigende Gewisheit, daß da immer noch Bands sind, die ihr Ding durchziehen und sich von keinen Trends beeinflussen lassen. Zugreifen ohne zu zögern. Es lohnt sich! P.S.: Den auf der CD enthaltenen Zugang zum geschützten Bereich der Archive-Webseite kann man sich sparen: lediglich ein paar unveröffentlichte Tracks als Stream und ohne Downloadmöglichkeit sind dort verfügbar. Daniel Sucké Tracks:
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Portrait
Archive
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Fan / 26.06.2005 Bewertung: |
't's a beautiful cd. piovutodalmare / 01.02.2006 Bewertung: |