Auch dieses Jahr begab sich www.out-of-space.ch ans Shift Festival im Basler Dreispitzareal, um sich in den eher kunstnahen Bereichen der elektronischen Medien umzusehen. Dass sich die bereits bekannten Künstler in so einem Umfeld auch mal etwas mehr erlauben oder ein Experiment wagen, liegt auf der Hand. Dennoch gingen auch unter uns Besuchern die Meinungen über das Dargebotene immer wieder auseinander.
Gijs Gieskes – Der Holländer knüpfte in der Art seines Instrumentenaufbaus und auch ein wenig vom Sound her an die Performance von Strotter Inst. am Shift vor zwei Jahren an. Jenen konnte man damals z.B. beim Einritzen von Rillen in Bierdosen beobachten, welche er dann via Plattenspieler in düstere und verstörende Klänge umwandelte. Statt Bierdosen und Gummibänder verwendet Gijs Gameboys und selbstgebaute Anlagen. Die Faszination des Bauens war jedoch bei dieser Performance nicht sichtbar, er verwendete im Gegensatz zu Strotter Inst. seine Geräte lediglich. Aber wie jene Performance von Strotter ist das Konzert von Gieskes eher in die “Freak”-Ecke zu schieben, rein klanglich kann man sich verzerrtes Gameboy-Gefiepse und flächig verzerrte Klänge vorzustellen.
Videos: diverses auf Google zu finden
Gieskes Website: http://gieskes.nl
Bruno Spoerri’s Electric Risk (mit Joy Frempong und Flo Götte) – Spoerri, ursprünglich im Jazz zuhause, entwickelte sich Ende der sechziger Jahre zu einem Pionier der elektronischen Musik in der Schweiz. So wird das eine Instrument auf der Bühne – eine Konsole in einem Holzgehäuse – als ein von im 1970 erworbener Synthesizer vorgestellt. Später nimmt er auch modifizierte elektronische Klarinetten und ein Theremin (das Instrument, welches gespielt von Dorit Chrysler letztes Jahr am Shift sehr viel Aufmerksamkeit erhielt) in Betrieb. Spoerri erklärte dem Publikum, dass er nun seit etlichen Jahren zum ersten Mal wieder auf der Bühne stehe. Der Auftritt scheint so auch über weite Strecken sehr improvisiert zu sein – etwas, was der Mitmusikerin Joy Frempong, welche am Abend zuvor das Shift bereits eröffnen durfte, zu liegen scheint. Der doch sehr experimentelle Sound schien aber vor allem Avant Garde-Interessierte anzusprechen. Drei Videos vom Auftritt gibt es auf dem Festivalblog zu sehen: http://blog.shiftfestival.ch/?p=1710
Website: http://www.computerjazz.ch
Tomek Kolczynski – Kolczynski, auch bekannt als Kold, hielt sein Bühnenbild betont schlicht. Auf dem einzigen Tischchen standen nur 2-3 Gerätchen, der (obligatorische) Mac und ein Vogelkäfig. Sein Auftritt unter dem Thema “Imitating the Parrot“, bei dem er, begleitet von seinem Computer, Kreisch, Sing und ähnliche Vogel- oder Papagengeräusche von sich gab, schien ihm selbst sehr viel Spass zu machen. Es fehlte jedoch bald ein wenig an Abwechslung und/oder Struktur, um den Funken auf das Publikum überspringen zu lassen. Dieser Effekt, dass das machen der Musik sehr viel Spass, das Zuhören allein jedoch bald ein wenig eintönig wird, haben viele schon erlebt. Es ist aber immer schwierig zu sagen, was nun den Funken zurückhält.
Website: http://kold.ch
Matthew Herbert – Vom Headliner dieses Abends, Herbert, konnte der Schreiber dieser Zeilen leider nur eine Viertelstunde geniessen. In dieser gab sich Herbert, nachdem er aus einem auf der Bühne errichteten Zelt gesprungen war, recht deftig. Und die eher harten elektronischen Klänge scheint er auch nach meinem Abgang weitergezogen zu haben. Weiter kann ich mich zum Auftritt hier jedoch leider nicht äussern.
Einen Zusammenschnitt vom Freitag kann man sich hier ansehen:
http://vimeo.com/16341586
(Text: grid / Bilder: twintip, grid)
Weitere Bilder von beiden Abenden gibt es in unserem Blog.