Die Aufgabe der Shift-Organisatoren ist keine einfache: Einerseits will man das Künstlerpublikum mit progressiver, kopflastiger Musik beglücken, andererseits will man auch Basler Ausgänger nicht abschrecken und mit klingenden Namen und tanzbaren Beats ans Festival locken. Bisher wird dies jeweils so gelöst, dass mit eher gewöhnungsbedürftigen Performances, welche kaum ein erkennbares Rhythmusgerüst aufweisen, begonnen wird, worauf die Beats immer durchschaubarer und die Melodien immer erkennbarer werden. Optisch drückt sich dieser Wandel mit dem Wegräumen der Saalbestuhlung zwecks Tanztauglichkeit der Halle aus.
Am Samstag machte Harold Schellinx aus Holland den Anfang. Der Tape-DJ verarbeitete diverse Aufnahmen, teils von Radioprogrammen, teils field recordings mit einem Laptop live zu Collagen, die sich wie das Zappen durch Radioprogramme anhörten. Dabei war dank dem Medium Kassette immer ein gewisses Rauschen vernehmbar. Leider fand ich nie wirklich einen Zugang zu den Soundlandschaften und, weil mir nie wirklich klar war, was der Künstler vorne an seinem Tisch klickte und schnitt, konnte sich auch keine Faszination für den Entstehungsprozess einstellen. Hier hätten Kameras, die es erlaubt hätten, Schellinx über die Schulter zu blicken, sicher eine aufwertende Wirkung gehabt. Als nächstes stand das Moritz von Oswald Trio auf dem Programm. Moritz von Oswald, der zusammen mit Mark Ernestus mit Projekten wie Basic Channel und Rhythm & Sound das Genre Dub Techno, einer Synthese aus Dub und Detroit Techno, geprägt hat, bot hier mit zwei Mitmusikern Improvisationen aus Perkussion und elektronischen Effekten. Während dem eine Stunde dauernden Konzert liessen sich zwei verschiedene Patterns ausmachen, die, dank relativ simpler Synthieflächen und durchgehender Beats, dem Zuhörer immer Halt boten und sicher zugänglicher waren als Basic-Channel-Tracks. Der Preis für die Zugänglichkeit war allerdings eine gewisse Monotonie, so dass eine kürzere Konzertdauer wohl vorteilhafter gewesen wäre. Trotzdem gelang es dem Trio recht gekonnt Druckphasen zu erzeugen, welche nicht nur aus einer erhöhten Effektdichte oder gesteigerter Lautstärke bestanden. Ich konnte mich daher immer wieder in der Musik verlieren, die Anzahl den Raum verlassender Zuhörer war aber nicht vernachlässigbar.Ob Jimmy Edgar oder die Techno-Legende Juan Atkins diesen Auftritt toppen konnten, ist mir leider unbekannt. Im Zug zurück in die Hauptstadt dominierten Gespräche von angetrunkenen Jugendlichen, leise Schnarchlaute und das Rumpeln der schlecht gewarteten Geleise des Bahnhofs Olten.
(Text: as / Bilder: grid)
Weitere Bilder von beiden Abenden gibt es in unserem Blog.


