Last.fm – mal mühsam, mal enttäuschend

Mühsam

Für jemanden wie mich, der am Computer sozusagen den ganzen Tag Musik hört, hat sich Last.fm als ein wunderbares Werkzeug herausgestellt. Diese Begeisterung habe ich in diesem Blog auch schon kundgetan. Man kann sich da detaillierte Hörgewohnheits-Informationen über Freunde und (musikalische) Nachbarn einholen, sich über deren Top-Bands Informieren und immer mal wieder reinhören.

Was jedoch sehr schade ist und vor allem extrem nervt, ist die “Listengeilheit” einiger Benutzer, welche den normalen Gebrauch von Features wie den Journals (bzw. Articles bei Gruppen) ziemlich verunmöglicht, weil sie alles mit informationslosen Aufzählungen fluten.

Das Paradebeispiel eines Benutzers, welcher sich diese Disziplin des Listenerstell-Zehnkampfs zur Lieblingssportart gemacht hat, ist scheinbar dieser hier:

http://www.last.fm/user/red-green-blue/journal

Teilweise fast im Tagesrhythmus werden da Listen erstellt, von Bands, Tags, Songs und so weiter. Und da Last.fm diese brav verlinkt, werden massenhaft Journaleinträge verdrängt, die wirklichen Inhalt zu bieten hätten. Last.fm versinkt im Informations-Dadaismus. Aber auch die anderen, nicht so maschinell hergestellten Einträge à la “My top 50 tracks today” interessieren kaum jemanden. Zum Beispiel bei dieser Band hier findet man kaum ein normales Journal verlinkt.

Enttäuschend

Von wem ich mir jedoch eine anständige Liste wünschen würde, wäre Last.fm selbst. Die haben zwar eine gross angekündigte Best of 2008-Sammlung erstellt, basierend auf ihren Statistiken. Diese bestehen aber nur aus den Top-10 von Alben, Künstlern und Tracks, mit jeweils kleinen redaktionell erstellten Beschreibungen. Für eine Website, welche die wahrscheinlich grösste Datenbank mit den Hörgewohnheiten von x-1000 Benutzern besitzt, wurde hier bisher nur sehr dürftiger Inhalt geboten.

Aber das Jahr ist ja noch nicht zu Ende. Und auch wenn von Last.fm nicht mehr kommen würde – man kann immer noch hoffen, dass sich jemand anderes (z.B. mit einer schönen Diplomarbeit) dieser Daten annimmt und Aufzubereiten mag – graphisch, statistisch oder in einer Form, die ich bisher nicht kannte. Vorgezeigt wurde es ja schon früher, siehe hier und hier.

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6 responses so far, want to say something?

  1. Andreas says:

    Wo wurde denn die “Best of 2008-Sammlung” groß angekündigt? Ich habe weder auf den Last.fm Seiten noch in den Last.fm Foren noch in den einschlägigen Internet-Seiten und Blogs etwas über diese Best of 2008 Geschichte gelesen!

  2. grid says:

    Hm, zum Beispiel haben sie bei jedem User oben rechts neben dem Logout-Button den Link “New! Best of 2008″ hingemacht. Dann natürlich in ihrem Blog (http://blog.last.fm/)…

  3. Magnetfisch says:

    Hello grid,
    last.fm empfinde ich leider (aus Sicht einer Band) als unsympathisch, da die Firma für sog. “Powerplays”, d.h. das “Forcieren” eines Songs in die Playlists/Stations von Fans bestimmter Musikrichtungen, teures Geld verlangen: 80 Euro für 500 Powerplays! (auch gibts

    Aus meiner Sicht ist da IACmusic mehr als eine echte Alternative (habe ich auch Morphologue empfohlen). Beruht auf Stations (hier die unsrige:
    http://iacmusic.com/Stations/KIAC4376.htm), und beheimatet Bands wie NIN
    (http://iacmusic.com/artist.aspx?id=66291)
    sowie die tollen, francophonen Belgier Lunabee:
    http://iacmusic.com/artist.aspx?id=22753

    viele Grüsse und auf bald
    Magnetfisch

  4. wanja says:

    aus hörersicht muss ich sagen, dass ich weniger die kosten selbst unsympathisch finde, sondern eher die tatsache, dass sowas wie POWERPLAY überhaupt käuflich angeboten wird. ich möchte bands aufgrund meiner vorlieben, wegen statistischer ähnlichkeit, oder weil sie mir jemand empfohlen hat hören – nicht, weil sie auf grund von zahlungen playerseitig forciert wird.
    dass es rel. teuer ist, scheint mir aus anbietersicht einleuchtend, um eine gewisse selektion/exklusivität beizubehalten (was ja voraussetzung ist, um die dienstleistung überhaupt anbieten zu können…)… – dass das aus sicht kleiner bands mit schmalem budget wiederum unbefriedigend ist, leuchtet ein, scheint aber system zu haben.

  5. Tombo says:

    Wirklich schade, dass sich last.fm in diese Richtung zu entwickeln scheint… Da ist es natürlich klar, dass die grossen Labels ihre Bands stärker pushen können als die kleinen. Last.fm-Lobbying sozusagen… Aber ob auch im grossen Stil davon Gebrauch gemacht wird? Ich wage mal zu behaupten, dass nur ein sehr kleiner Teil der last.fm-Benutzer die die Streams regelmässig hören. Was meint ihr?

  6. wanja says:

    die möglichkeit des “powerplays” gibt es schon recht lange, das ist nicht eine neue entwicklung. neuer ist, dass sich bands und labels (je nachdem, wer die rechte hat) basierend auf den gestreamten tracks royalties (tantiemen) auszahlen lassen können. das finde ich noch recht interessant, und eine “demokratische” sache, da nicht radiostationen über airplay und entsprechende tantiemen entscheiden, sondern direkt die hörer selbst.
    ————–
    ich weiss gar nicht, in welche art von streams das powerplay überall dreinfunkt – ich denke, v.a. in last.fm-tag-stations und similar-artist-stations… keine ahnung, wie sehr die überhaupt genutzt werden – ich höre selbst eigentlich nur selbst zusammengestellte tags und hatte da nicht den eindruck, dass einzelne bands überzufällig häufig abgespielt werden. würde ich auch recht ärgerlich finden.

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