Wer kann sich nicht daran erinnern, damals Mitte der neunziger Jahre, als Robert Miles mit “Children” sozusagen ein Genre geschaffen hatte (“Dreamhouse”)? Seit damals ist es wieder vergleichsweise ruhig um den Schweizer geworden. Nur vereinzelt hat er Material veröffentlicht, war aber nie untätig, wie seine Diskographie beweist. Er war in dieser Zeit jedoch hauptsächlich als Produzent tätig.
Und jetzt, 15 Jahre nach “Children“, erscheint wieder ein neues Album von ihm mit dem Namen “Thirteen“. Dieses jetzt inhaltlich (und auch vom Erfolg her) an dieser 15 Jahre alten Chartsingle zu messen, wäre nicht richtig. Man sollte lieber versuchen, an die Platte frisch und unbelastet heranzugehen – vielleicht lohnt es sich.
Im opening Track “Orchid Miracle” kann man noch nicht ganz einordnen, was da zu hören ist: Der Track ist ein spährisches Intro mit luftigen, ähtherischen Klängen. Doch bei “Moving” ist zum ersten mal zu hören, was auf den Rest des Albums die vorherschenden Strömungen sind: Zwar immer noch sehr viele ätherische Klänge wie beim Intro-Track, aber neben der Elektronik und den Keyboards sind die ganzen tragenden Melodie-Elemente mit elektrischer Gitarre gespielt. Bei “Moving” entwickelt sich eine langsame Steigerung, die Gitarre mäandriert und wird nach und nach zu einem richtigen Strom, der in einem Solo der verzerrten Gitarre gipfelt.
Änhnliche Ansätze findet man in allen weiteren Tracks des Albums. Der Sound ist aber trotz Gitarre, Bassgitarre (teilweise gar Kontrabass) und auch Schlagzeug (anstelle der elektronischen Beats) manchmal recht steril und ausgeräumt – ein wenig zu studiomässig. Man merkt aber, und damit hätte man bei Robert Miles auch nicht gleich gerechnet, es handelt sich hier eigentlich um ein Gitarrenalbum mit elektronischer Begleitung.
Der zweite Kritikpunkt neben der gelegentlich sterilen Athmosphäre ist, dass die Tracks ein wenig planlos, ein bisschen beliebig aufgebaut sind. Ein roter Faden im Ablauf der Instrumentalstücke ist teilweise nicht richtig zu erkennen. Dies könnte sich für andere Zuhörer jedoch wieder ganz anders anfühlen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass nach der Überraschung des unerwarteten Musikstils, sich das Album eigentlich als recht solide ausgibt, wenn man von einer gewissen Planlosigkeit und einer gewissen Eintönigkeit absieht. Einige Tracks haben sehr schöne und harmonische Stellen (z.B. “Afterglow” oder “Somnambulism”). Der generelle Sound klingt aber nach wie vor sehr nach 1990er Jahre, und damals haben Gitarristen wie beispielsweise Jeff Beck ähnliche Alben abgeliefert, vielleicht ein bisschen härter und virtuoser, aber auch einiges überzeugender. Dieses mal gibt es also kein neues Genre von Miles.
(grid)
Tracks:
- Orchid Miracle
- Moving
- Somnambulism
- Everything Or Nothing
- Afterglow
- Deep End
- Black Rubber
- Miniature World
- Antimony
- Archives
- Voices From A Submerged Sea
- Nonsense
- The Wolf
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