Grains

Boozoo Bajou gehen mit ihrem jüngsten Album neue Wege. Boozoo Bajou ist ein Duo aus Nürnberg, das aus Florian Seyberth and Peter Heider besteht. Den grossen Durchbruch gelang den Beiden 2001 mit dem Album Satta, das mit  loungigen, langsamen Beats das Ambient liebende Herz schneller, respektive langsamer schlagen liess. Satta wurde weltweit über 65'000 mal verkauft. Der wohl bekannteste Track "Night Over Manaus" wurde als Hintergrundsound in dem 2008 gespielten Werbespot "No Martini, No Party" mit George Clooney verwendet. Nach verschiedenen Remix CDs (unter anderen Jucke Joint) und einem zweiten Album 2005 Dust My Broom meldet sich das Duo nun mit Grains zurück.

Während der Stil der ersten CD sich am besten mit den jüngeren Produktionen von Lemongrass und Tosca vergleichen lässt, liess sich das Duo bei ihrem jüngsten Wurf vor allem von der Laurel Canyon Generation der frühen 70er Jahre inspirieren. Grössen wie Neil Young, Joni Mitchell und Jackson Browne bestimmten diese Zeit musikalisch mit ihren eher ruhigen, tiefen und sinnigen Texten. Das erste, dass beim Anhören der CD auffällt, ist die musikalische Begleitung der gesungenen Tracks, in denen überwiegend akustische Gitarren verwendet werden und sich nur spärlich Samples finden ("Grains", "Messengers", "Flickers", "Same Sun"). Vor allem in diesen Titeln findet man die Laurel Canyon-Einflüsse. Besonders zu erwähnen sind die Tracks "Messengers" and "Same Sun", die von der jungen britischen Sängerin und Texterin Rumer mit ihrer süss melancholischen Stimme vorgetragen werden.
Grains enthält aber auch die bereits aus Satta bekannten elektrischen loungigen, langsam-leichten Klänge, gemixed mit hervorragenden Samples ("Big Nicks", "Kinder ohne Strom", "Tonschraube", "Fuersatter" und "Sign"). Besonders "Kinder ohne Strom" erzeugt mit der stark verzerrten, einsamen Gitarre zu Beginn des Tracks ein angenehmes "Western-Feeling".

Das neue Album bleibt im Allgemeinen den ruhigen und chilligen Klängen der Vorgänger treu, wirkt aber erwachsener und ernster. Der ursprünglich durchwegs lockere und unbeschwerte Beat ist in den Hintergrund gerückt und wird durch eine Auseinandersetzung zwischen Leicht und Schwer, Hoffnung und Verzweiflung abgelöst. Ausgesprochen wird diese  Auseinandersetzung auch im Lied "SameSun" in dem Rumer singt "when your hard is full of doubt...". Akustisch wiederspiegelt sich dieser Gedanke schön in den Gitarrenklängen in Grains, die regelmässigen zwischen leicht und schwer wirkenden Akkorden wechseln. Die angesprochene Auseinandersetzung ist in den meisten gesungenen Tracks vertreten, wirkt aber nie aufgesetzt.

Das Album bietet mit dem Mix aus bekannten, von den Fans erwarteten elektrisch-loungigen Sounds und den akustisch begleiteten Songs eine Brücke zwischen den alten und den neuen Boozoo Bajou. Persönlich bin ich von diesen neuen musikalischen Einflüssen trotzdem überrascht worden, hätte ich doch vermehrt bekannte elektrische Beats erwartet. Wenn man sich aber von diesen Erwartungen lösen kann, vermag Grains auch als Ganzes durchaus gefallen.

Boozoo Bajou heben sich mit ihrem jüngsten Werk von dem üblichen  Einerlei des Chill-Out-Beats ab und bereichern das Genre mit einem Mix aus kontrastreichen Texten und starken Vocals.

(Patrick Bönzli)

Reinhören: www.myspace.com/boozoobajou

1. Flickers
2. Sign
3. Kinder Ohne Strom
4. Same Sun
5. Grains
6. Tonschraube
7. Fuersattel
8. Messengers
9. Big Nicks