Open player

Review: Sonarpilot

 Mothership

(08.06.10 / Sonarpilot Audio)

"First Contact" klingt genau so scheu, herantastend und leise wie es der Titel sagt. Wahrscheinlich ist es tiefe Nacht. Ganz ruhig ausser diesen einzelnen feinen Tönchen. Nicht mal zwingend elektronische Töne. Es wird immer lauter und die Klänge dichter. Vielleicht eine leise Vorahnung auf Trancemusik? Sphärisch und einlullend ist die Musik. Die Gedanken beginnen abzudriften, alles wird luftig weich und man droht abzuheben, wie ein Nachtfalter friedlich schwebend durch die Nacht. Plötzlich wird es dunkler, düstere Bässe mischen sich ein. Als eine Stimme sagt: "Let's go" geht es dann los mit Elektro. Der Beat setzt ein und er ist schnell. Ja, es ist Trance. Die feinen Tönchen im Hintergrund bleiben. Achtung, der Track dauert 23 Minuten! Da kann also noch viel passieren... Eine Computerstimme ertönt und erinnert mich kurz an Lali Puna. Schöne Musik, sehr schön! Sphärischer Techno ohne Gesang oder Stimmen. Schöne Melodien, die glücklich machen. Perfekt dazu gemacht um draussen auf einem Feld unter Sternenhimmel die Nacht durchzutanzen. Langweilig wird die Musik nie, der Klangteppich wird ständig gewendet und erweitert. "Sit back and relax" fordert uns eine Stimme auf. Faithless kommt mir in den Sinn. Mit dem Unterschied, dass hier der Sänger fehlt. Die Energie ist aber dieselbe. Fast wie ein klassisches Konzert zum Teil. Wenn man jedes Tönchen einzeln verfolgen will braucht es viel Aufmerksamkeit. 23 Minuten lang Trance vom Feinsten, schön und keinesfalls billig.

Musikalisch aufgewachsen in den 70er Jahren, wurde Sonarpilot als Teenager durch innovative Künstler wie Bowie, Pink Floyd und Roxy Music, sowie von elektronischen Pionieren wie Tangerine Dream, Kraftwerk und Jean-Michel Jarre inspiriert. Mit dem Aufkommen von Punk und New Wave begann Sonarpilot selbst Musik zu machen. Haupteinflüsse damals waren Britische Synthie-Pop-Bands wie Yazoo, Bronski Beat, New Order, Heaven 17 und die Eurythmics sowie mehr experimentierfreudige Künstler wie Brian Eno und Laurie Anderson. In den 80er Jahren eröffnete Sonarpilot ein Tonstudio, produzierte lokale Bands und begann mit digitaler Technologie, Samplern und Synthesizern. Gegen Ende der 80er Jahre verlor sein Sound die typischen Song-Strukturen; die Tracks wurden immer länger, technoider und experimenteller. Dann war 15 Jahre Pause mit Musik, er war erfolgreich tätig in einer Software-Firma. Und vor zwei Jahren, 2008, begann Sonarpilot wieder Musik zu machen, holte seine alte Gitarre vom Dachboden und kaufte sich computerbasierte Audiogeräte.

Mothership ist nun seine erste Veröffentlichung nach seiner Rückkehr ins musikalische Universum. Die Tracks nehmen die Hörer mit auf eine expansive Reise, die zwischen IDM, Trance und klassischem 80er Synthie-Pop schwankt. Während die Titel hinsichtlich melodischem Inhalt und dem gesamten Klangbild sehr gut zugänglich sind, gehen sie weit über die Standard-Konventionen in Bezug auf Genre, Struktur oder Länge hinaus.
Ich finde den Begriff "experimenteller Trance" noch passend für dieses Album. Musik zum Tanzen, Abdriften und Abheben. Die Klänge schön und einlullend, auch wenn es gegen Ende der CD immer dunkler und knorzender wird, als würde in der Erde etwas brodeln. Oder die Klopfgeräusche bei "Snowstar", die sich dann langsam aufhellen und sich in fast kitschige Melodien verwandeln. So wie die Namen ist auch die Musik und Sonarpilot selbst wahrscheinlich ein Naturfreund und gerne unter freiem Himmel (oder im Weltall).

Auf der zweiten CD gibt es dann mehr Elektro, düsterer Sound und mehr Experimente. Es sind Remixes, die zwei führende Producer aus Grossbritannien, Simbad und Ramadanman beigesteuert haben. Mir gefallen die Versionen auf der ersten CD besser. Eine lustige Überraschung aber gibt es bei "Celtic Lounge", da wird plötzlich irische Folksmusik mit Gesang und hartem Technobeat gemischt.

Mothership ist eine tolle Platte, schön und spannend, zum Tanzen und zum Entdecken.

(meret)

Mehr Info: www.sonarpilot.com


Tracks:
  1. First Contact
  2. Desert Song
  3. Voodoo Logic
  4. Voodoo Logic (Ramadanman Refix)
  5. Snowstar
  6. Osaka
  7. Lava
  8. Planet Pop
  9. Celtic Lounge (Album Version)
  10. Ripples
  11. Osaka (Simbad Remix)
Bewertung (info):



share
Posten



kommentare
Neuen Kommentar verfassen:
Dein Kommentar
Name

Email (wird nicht angezeigt)

Bitte Zahl 29873 eingeben:


Bewertung...



Bisher keine Kommentare online...


portrait
Sonarpilot
Sonarpilot