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Review: Bronnt Industries Kapital
Hard For Justice
(06.04.09 / Get Physical)
Dem Namen nach würde man die Band wohl nach Dänemark, Schweden oder Norwegen einordnen. Aber weit gefehlt: Bronnt Industries Kapital besteht nur aus Guy Bartell, und der kommt aus Bristol, England. Hard For Justice ist bereits dessen drittes Album nach Virtute et Industria und Häxan, einem Soundtrack für einen alten Schwedischen Stummfilm, und zudem das erste, welches auf dem berliner Electro-Label Get Physical erscheint. Zudem ist von Bartell bekannt, dass er hin und wieder mit Nick Talbot von Gravenhurst (ebenfalls aus Bristol) zusammenarbeitet, und dass er "kuriose viktorianische Instrumente" [!sic] einsetzt, wie zum Beispiel das "Lepping’s Patented Lapwing Harmonium" (ein Vorgänger vom Mellotron) oder ein "Bronson Quartet", scheinbar vor allem auf dem ersten Album (siehe Interviews unten). Über den Klang der zwei Instrumente schweigt sich das Internet mehr oder weniger aus, was es relativ schwierig macht, diese auf dem neuen Album zu identifizieren. Bartells Flair für unkonventionelle Klänge kann man aus dem neuen Album jedoch sehr schnell heraushören. Auch wenn der Hörer bei "An Index Of Corporate Art" noch mit wohligen und wolligen Beats abgeholt wird, so wird die Sequencer/Gitarren/Bass/Synthie-Idylle doch sehr bald von querschlagenden dissonanten Geräuschen gestört. Dies erinnert unweigerlich an Kraftwerks "Autobahn" (in der The Mix-Version). Der Vergleich hinkt nicht mal so stark, denn Anleihen aus dem Sound der Düsseldorfer Electro-Pioniere kann man auch in anderen Tracks wie zum Beispiel "Knights Of Vipco" hören, vor allem wegen der breitflächig eingesetzten Synthie-Orgel. Das Stück ist jedoch so stark modernisiert, dass es schon wieder auf halbem Weg zu Justices "Phantom Pt II" geht, wenn auch lange nicht so grob und ungestüm. Bei "European Male" und "Streets Of Fury" setzen dann auch vermehrt Trompeten, Klarinetten und andere Bläser ein, wobei man auch hier nicht genau weiss, was gespielt, was gesampled und was aus den oben genannten viktorianisch-zeitigen Instrumenten stammt. Dennoch, beide Tracks mit durchehendem Beat, Bassläufen und einem Geticke, als ob die Zeit bei einer Quizshow oder bei einem Bankräuberfilm verrinnt (bei "Streets Of Fury" noch mit WahWah-Gitarre). Eine kleine Reise in die 70er und 80er Jahre zum Electropop (zumindest mit einem Bein) tritt man auch bei "Stryker" und "Objects & Purpose" an, wobei ersteres zeitweise sogar an Songs wie "I Robot" von Alan Parsons Project erinnert. Hard For Justice von Bronnt Industries Kapital steht somit mit einem Bein in der Gegenwart, in der Nähe von Bands wie M83 oder Justice, und mit dem anderen etwa 30 Jahre in der Vergangenheit, also bei Kraftwerk und anderen Robotern (oder Bands, die von Robotern singen). Das ganze, hier garniert mit Trompeten, da mit Lepping’s Patented Lapwing Harmonium, aber fast immer mit treibenden Beats und Bassgitarre, ist durchaus eine Empfehlung wert, auch (oder vor allem) für Elektro-Nostalgiker. (grid) Interview auf autresdirections.net Reinhören: http://www.myspace.com/bronnt
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