Open player

Review: Clark

 Totems Flare

(17.07.09 / Warp Records)

Einige Schritte weiter - “Totems Flare“ ist ein labeltypisches Album. Ein Album das Grenzen sprengt und keine neuen setzt.

Ohne das britische Indie-Label Warp Records wäre die elektronische Musiklandschaft von heute um einige Schätze ärmer. In den vergangenen zwanzig Jahren brachte Warp immer wieder Künstler hervor, deren Entdeckungsmut ihrem Schaffensdrang in nichts nachstand. Einer dieser Musiker ist der Brite Chris Clark, seit nunmehr acht Jahren und fünf Alben bei Warp unter Vertrag. Und sein neuestes Werk ist ein Album, das in jeder Beziehung zu seinem Label passt. Nicht nur entspricht es voll und ganz warp'schen Grundsätzen wie der ständigen Erneuerung und Kompromisslosigkeit, immer mehr erinnert Clark auch an Acts aus den frühen Sternstunden von Warp Records: Zuallererst an Aphex Twin, dessen Meilensteine auch "Totems Flare" den Weg entscheidend gewiesen haben.

Die elf Stücke auf "Totems Flare" sprühen geradezu vor frischen Ideen. Bei jedem scheint Clark eine neue Richtung einzuschlagen. "Look Into The Heart Now“ huldigt mit seinen dunklen Ambient-Flächen noch deutlich besagtem Vorbild, andere Stücke sind eigenständiger. "Totem Crackerjack“ mit seinem rasanten Speed-Up in den Drum’n’Bass scheint für die Beschallung einer turbulenten Themenpark-Achterbahnfahrt geradezu prädestiniert. Zu einer guten, wohlbemerkt: Was auf “Totems Flare“ passiert, ist nur in den wenigsten Momenten voraussehbar. Und auch wenn es erst nicht den Anschein haben mag, Clarks entfesselte Kreativität führt nicht einfach in die unendliche Absurdität, sondern meist über den direktesten Weg zum Ziel.

Dass Clark nun ab und an auf (oft stark verfremdete) Vocals zurückgreift, passt in dieses Bild. Das klingt in “Growls Garden“ ein wenig so, als hätten Stile wie Dark Wave oder Industrial Pate gestanden. Bei “Rainbow Voodoo“ rufen sich Bands wie Atari Teenage Riot zwangsläufig in Erinnerung. Da sind dann auch nicht nur die Worte so dämlich, dass man definitiv nicht mehr von IDM sprechen möchte (was der Cleverness des Ganzen aber keinen Abbruch tut). Der furiose Schluss und der Fakt, dass der Gesang an einer Stelle dann plötzlich gar die sonnigen Stimmungen von Animal Collective aufgreift, machen das Stück zu einem der vielen Höhepunkte von "Totems Flare". Trotz ihrer Härte sind gerade "Growls Garden" und "Rainbow Voodoo" sehr eingängig, veritable Hits eigentlich, und zeigen, dass hier nur einer einen kühlen Kopf bewahrte: Clark selbst. Die ausgeklügelten Arrangements, die sich hinter den schweren Techno-Geschützen verbergen, bestätigen diesen Eindruck voll und ganz.

Zusammen mit "Body Riddle" ist "Totems Flare" der stärkste Output von Clark, vor allem aber auch ist es eines der spannungs- und abwechslungsreichsten Techno-Alben der letzten Jahre. Clark gibt den Minimal-Schlafmützen hier kräftig eins aufs Dach, soviel ist sicher, für einen wirklichen Effekt auf die aktuelle Clubszene dürften diese Klänge dann aber doch auch wieder zu schwierig und abgedreht sein. Auch egal, Clark ist sowieso schon einige Schritte weiter. Er habe bereits Material für die nächsten drei Jahre fertig gestellt, sagte Clark unlängst. Für Auszeiten und dergleichen scheint Clarks Schaffensdrang aber viel zu gross. Laut eigenen Aussagen ist das kommende Material überhaupt nicht mehr mit den Sounds der letzten drei Alben zu vergleichen. Für einmal glauben wir das sofort.

Reinhören bei MySpace: http://www.myspace.com/throttleclark

(Tobias Imbach / exit.music)

Dies ist ein Review von unserer Partnerseite

exit.music

Tracks:
  1. Outside Plume
  2. Growls Garden
  3. Rainbow Voodoo
  4. Look Into The Heart Now
  5. Luxman Furs
  6. Totem Crackerjack
  7. Future Daniel
  8. Primary Balloon Landing
  9. Talis
  10. Suns Of Temper
  11. Absence
Bewertung (info):



kommentare
Neuen Kommentar verfassen:
Dein Kommentar
Name

Email (wird nicht angezeigt)

Bitte Zahl 98183 eingeben:


Bewertung...



Bisher keine Kommentare online...


portrait
Clark
Clark