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Review: Lamb

 What Sound

(08.10.01 / Mercury)  

Es war spätestens „What Sound“, welches die gelegentlich geäusserten Vorwürfe, dass Lamb eine eher seichte Band sei, aufkommen liess. Und seien wir ehrlich: „Gabriel“ mit den Attributen „kitschig“ oder „süsslich“ in Verbindung zu bringen, ist nicht sonderlich abwegig. Auch wenn ich gerne annehme, dass die Lyrics von Lou Rhodes von Herzen kommen, sind Zeilen wie „I can fly / But I want his wings / I can shine even in the darkness  / But I crave the light that he brings“ von den Texten einer Katie Melua nicht allzu weit entfernt. Wenig erstaunlich fand der Song dann auch im Werbefernsehen, in einem Spot für den Opel Meriva, eine zweite Heimat.

Allerdings wäre es höchst unfair „What Sound“ auf den Chart-Stürmer „Gabriel“ zu reduzieren, finden sich doch auch musikalisch gehaltvollere Titel auf der Scheibe (Anmerkung des Autors: Obwohl auch schon 2001 viel Musik heruntergeladen wurde, waren damals die CD-Verkaufszahlen noch deutlich höher, so dass das Wort „Scheibe“ statt „Album“ gerechtfertigt scheint). Die grosse Spanne von durchaus kommerziellen Titeln zu experimentellen und verspielten Nummern kann zumindest teilweise mit dem Co-Produzenten Guy Sigsworth erklärt werden: Der Engländer war auch für so unterschiedliche Künstler wie Seal, Björk, Goldie und Britney Spears tätig.

Ein erster Höhepunkt von „What Sound“ ist „One“, welches unter anderem von der E-Gitarre Arto Lindseys getragen wird. Hier treffen ein konsequent treibender Beat und ein dunkler, elektronisch dominierter Hintergrund von Art Massive Attacks auf Rhodes melodiöse Gesangsspur, was zu reizvollen Kontrasten führt. Die orientalische Melodie lässt Erinnerungen an das vier Jahre ältere „The Fat Of The Land“ von The Prodigy und insbesondere den Track „Smack My Bitch Up“ aufkommen – sowieso ist der Einfluss von Drum'n'Bass und Big Beat auf „What Sound“ sehr gut spürbar.

Mein persönlicher Höhepunkt ist das auffallend zurückhaltend instrumentierte „I Cry“, in welchem Rhodes gesanglich von Michael Franti unterstützt wird. Noch mehr als das Werk Portisheads, an welches hier Lamb sichtlich anschliesst, repräsentiert „I Cry“ für mich das kurzlebige Nicht-Genre Trip Hop mit all seiner Melancholie, mit seinem Kontrast aus zugänglicher Melodie, durchaus zeitgemässen elektronischen Effekten und geschickt gewählter Samples.

Ebenfalls auf dem Drittling zu finden sind das rein instrumentale „Scratch Bass“, bei welchem der Titel eigentlich bereits eine gute Beschreibung liefert, und „Sweet“, worauf dies ebenfalls zutrifft. Von Drum'n'Bass angehauchte und dem E-Bass der Amerikanerin Me'Shell NdegéOcello mit Leben erweckt, wird bei der nach „Gabriel“ zweiten Singleauskopplung des Albums eine nie klebrige Süssigkeit ausgebreitet. Etwas was beim später folgenden „Heaven“ meiner Meinung nach nur bedingt gelingt – hier besteht die Gefahr kleben zu bleiben.

Obwohl auch „What Sound“ dem Debüt-Album nicht das Wasser reichen konnte, machte es sich doch bezahlt im Vergleich zum Vorgänger „Fear Of Fours“ einen reduzierteren, eher langsameren Ansatz zu verfolgen. Nach der kurzfristigen Trennung des Duos im Anschluss an den Zweitling war die Platte jedenfalls eine gelungene Wiedergeburt des Phönix Lamb. Bleibt nur zu hoffen, dass dies ein gutes Omen für die Wiedervereinigung des Jahres 2009 ist.

(as)

Tracks:
  1. What sound
  2. One
  3. Sweet
  4. I cry
  5. Scratch bass
  6. Heaven
  7. Small
  8. Gabriel
  9. Sweetheart
  10. Just is
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