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Review: Sinner DC

 Crystallized

(20.04.09 / Ai records)    

Bei Alben, von denen schon nur das Artwork ein Eye-Catcher ist, lohnt es sich immer wieder zu vergleichen, ob der Inhalt der grafischen Gestaltung auch gerecht wird. Das Artwork von Sinner DCs Chrystallized ist wohl ein solcher Eye-Catcher. Der abstrakte Schriftzug könnte auch von einem Prog-Rock Album der Siebziger stammen, ebenso das angedeutete Bild im Hintergrund. Und der Inhalt? Nun, der Eröffnungstrack lässt auf jeden Fall Grosses erhoffen.

Denn "Go For The Stream" setzt nicht nur mit seinem Namen, sondern auch mit dem entspannten Stil und der sphärischen Musik einen Fingerzeig auf den gesamten Inhalt des Albums. Mit vielen rückwärts gespielten Samples, Hall, Knarzen, minimalen Beats und gehauchten Vocals präsentieren sich dann die restlichen acht der insgesamt neun Tracks des Albums erstaundlich abwechslungsreich. Die drei Genfer bewegen sich dabei in der Zeit vorwärts und zurück. Denn schon der zweite Track "Anyway" klingt nach New Order und den neunziger Jahren: Simple Drummloops und weit im Hintergrund gehaltene Vocals, die jedoch eine sehr ansprechende Melodie singen, welche auch im Ohr hängen bleibt. Auch den spezielleren Beat-Elementen sind Sinner DC nicht abgeneigt: Jene Knarz-Laute, die man zum Beispiel von von Telefon Tel Avivs Album Fahrenheit Fair Enough kennt (zu hören unter anderem in "Golden Horses").

Der heimlich beste Track der CD - und auch einer der Gründe, das Album auch mit "zukunftgsgerichteter Musik" in Zusammenhang zu bringen - ist jedoch in der Mitte des Albums zu finden, mit dem unverbindlichen Titel "V" (vielleicht ist es auch nur Zufall, dass es sich hierbei um den fünften Track handelt). Eigentlich ein Ambient-Track, mit einer nur mit undefinierbaren, schwebenden und flirrenden Instrumenten gespielten Melodie, wabert drei Minuten lang wie eine in der Sonne flimmernde Wüste - vielleicht sogar auf dem Mars.

Einflüsse und Parallelen kann man einige nennen: Ältere Bands wie New Order, experimentellere Bands wie Bords of Canada oder M38 oder Ambient-Grössen wie Brian Eno. Aber durchgängig hat die Band ihren eigenen Stil, mit den vorsichtig platzierten Vocals und den nichts überstürzenden Songstrukturen und Klanggebäuden. So wird zum Schluss mit "Coast" auch alles wieder demontiert: Klang um Klang wird entfernt, die Struktur zurückgebaut und und die Lautstärke heruntergedreht. Ein siebenminütiges Fade-Out.

Mit Chrystallized erscheint aus Genf ein manchmal träumerisches, manchmal bewegtes bis tanzbares, manchmal melancholisches oder gar nostaligsches, aber immer stimmiges Album. Und teilweise klingt es sogar, als seien die Tracks bereits die Sinner-DC-Remixes von bestehenden Songs. Also lautet die Antwort auf die Frage im ersten Absatz "Ja": die Cover-Gestaltung ist ein Eye-Catcher - die Musik ist ein Ear-Catcher.

(grid)

Reinhören: MySpace / sinnerdc.com

Tracks:
  1. Go For The Stream
  2. Anyway
  3. Golden Horses
  4. The Medium Is The Message
  5. V
  6. Sunrized
  7. Glass Alley
  8. Digital Dust
  9. Coast
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