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Review: Arandel

 In D

(02.07.10 / Infiné)  

Recht geheimnisvoll gibt sich der (oder die?) Schaffer dieses Albums in der Beschreibung des Labels. Kein Name, keine Bilder. Nicht mal Tracknamen. Auch soll er (oder sie? - sagen wir einfach mal "Arandel") sich bei Konzerten jeweils bedeckt halten und die Musik jeweils nur hiner einem Vorhang spielen. Gleichzeitig legt Arandel sich selbst sehr starke Regeln auf. So soll die Musik nur aus von ihm selbst aufgenommenen Klängen bestehen, die zudem rein "organisch" sind, also nicht mit Verwendung von Midi, Samplern oder Synthesizer erstellt worden sind. Namenlos und organisch also?

Aber wieso muss man immer Namen kennen? Wieso muss man immer Bilder sehen? Die Namen der Tracks kann man auch selbst vergeben, die Bilder beim Hören der Musik auch vor dem inneren Auge entstehen lassen - die Musik eignet sich grossartig dafür. Träumerische Stücke wie "#6" bedienen sich vielen verschiedenen Worldmusic-Elementen. "#6", mit dem sehr behutsam angespielten Akkordeon, den nach Regenfall klingenden Begleitklängen und dem hypnotischen Gesang klingt teils nach der mongolischen Formation Huun-Huur-Tu, dann wieder nach dem Amazonas-Projekt der Young Gods.

Zuvor hörte man bei "#5" einen langsamen, Kubrick-Mässigen, schwummrigen Chor aus Stimmen, welcher sich langsam in ein Minimal-Beat ergibt. Bei "#1 waren es gar handfeste, beinahe tanzbare Beats, hier mit eingewobenen Stimmen, Saxophon und allerlei undefinierbarem.

In D ist ein Album für Entdecker und Schatzgräber, die vor experimentellen Klängen nicht zurückschrecken. So sind gewisse Passagen in "#9" sehr gewöhnungsbedürftig, aber gewaltig zum Anhören - vom Intro mit den verzerrten Stimmen über den Bombast-Einsatz der Drums bis zum sich selbst auflösenden Ende. Des Weiteren hört man dann Sitar in einem Track, der sich nach Nine Inch Nails' Ghosts anhört, düstere Posaunen und gehetztes Gerassel im Stile des Four Tet.

Nein, dass der Künstler uns hier seinen Namen und sein Antlitz vorenthält, kann eigentlich egal sein - solange uns die Musik nicht vorenthalten wird. Diese lässt uns abtauchen in eine zuweilen düstere Traumwelt. Minimal-Electro trifft da auf verschiedene Facetten aus Worldmusic und Film-Soundtrack. Das akribisch zusammengesetzte Werk, mit all seinen Mikro-Geräuschen und wohlplatzierten Fragmenten überzeugt von Anfang bis Ende und hinterlässt beim Hörer nächtliche Dschungelbilder im Kopf.

(grid)

Reinhören: www.myspace.com/arandel


Tracks:
  1. In D#1
  2. In D#5
  3. In D#6
  4. In D#7
  5. In D#9
  6. In D#10
  7. In D#8
  8. In D#3
  9. Épilogue
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