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Review: Trentemøller

 Into the Great Wide Yonder

(27.05.10 / In My Room)

Selten klangen musikalische Sackgassen so vielversprechend. Elektronik muss nicht kalt und berechnend sein – auch nicht für Freunde der Gitarrenmusik.

Der Däne Anders Trentemøller ist vielen ein Begriff. Wer sich aber nur für die Indie-Disco in den Club wagt, wird kaum auf die Idee kommen, sich näher mit ihm zu befassen. Das könnte sich mit „Into The Great Wide Yonder“ schlagartig ändern. Was man zwar immer noch primär als elektronische Musik bezeichnen muss, zuweilen fast aber schon Postrock sein könnte, ist eigentlich der Soundtrack zu einem futuristischen Spaghetti-Western der düsteren Sorte. Natürlich nicht wirklich, dafür aber im eigenen Kopfkino. Die Hauptrolle in einer der besten Szenen dieses Films spielt Marie Fisker. „Sycamore Feeling“ bringt niemanden zum Tanzen, sondern stellt die Halunken vor die Frage, wie genau man diesen einen Knoten selber knüpft. Unweigerlich drängt sich der Vergleich mit Portishead auf, gerade auch in „Past the Beginning of the End“. Nur verzichtet Trentemøller auf das avantgardistische und meistens auch auf Gesang. Genregrenzen werden nicht nur gesprengt, Genres werden egal. 

Ein bisschen Gefahr läuft man dabei schon, sich in den Hirnwindungen dieser Songs zu verlieren. Und ein bisschen passiert es mit zunehmender Dauer auch. Was „Into The Great Wide Yonder“ stark macht, ist, dass es einen immer wieder aus den Sackgassen herausholt und in eine neue Ecke des Kopfes schleudert, wie es „Shades of Marble“ beispielsweise hervorragend gelingt. Es ist schon vor allem die erste Albumhälfte, die komplett verzaubert und mit „...Even Though You’re With Another Girl“ einen sehnsüchtigen sowie konventionellen Abschluss findet, der mit Gesang und Text pointiert zum Hit wird. Danach flacht das Album nicht etwa ab, sucht aber noch tiefer nach dem richtigen Moment. Da, wo man ihn fast nicht mehr sieht, bis Trentemøller in „Tide“ nochmals alle Poren öffnet und sein Album zum Schluss hin frische Luft atmen lässt. Die epische Veranlagung mancher Songs macht es möglich und dieses Album zu einer Entdeckungsreise, die man sich beim besten Willen nicht entgehen lassen sollte. Ausser man hat Angst im Dunkeln. 

(Michael Messerli / exit.music)

Dies ist ein Review von unserer Partnerseite

exit.music


Tracks:
  1. The Mash And The Fury
  2. Sycamore Feeling
  3. Past The Beginning Of The End
  4. Shades Of Marble
  5. ... Even Though You're With Another Girl
  6. Häxan
  7. Metamorphis
  8. Silver Surfer, Ghost Rider Go!!!
  9. Neverglade
  10. Tide
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