Open player

Review: The Mars Volta

 Octahedron

(23.06.09 / Warner)

Voran, voran. The Mars Volta veröffentlichen das fünfte Album in sechs Jahren. „Octahedron“ tanzt dabei erstmals aus der Reihe. Nicht dass dies wörtlich zu nehmen wäre. Die Architekten machen es den Autoren diesmal schlicht ein bisschen einfacher.

Der Hochbau der Texaner schiesst für einmal nicht in ungeahnte Höhen, orientiert sich an beinahe gewöhnlichen Formen. Wer wieder auf einen Ausbruch wartet, den Vulkan, der alles unter sich begräbt und abfackelt, was vorher an Struktur und trautem Heim aufgebaut wurde, der steht am Ende vor bereits eingerannten Türen. The Mars Volta machen einen Zwischenstopp und es bleibt Zeit, die Toten zu zählen und die Verletzten einzusammeln. Für den Moment scheint ausgeschlachtet. „Cotopaxi“ und das Ende von „Luciforms“ deuten zwar schüchtern einen Angriff an. Das war’s dann aber auch. Wenn „The Bedlam in Goliath“ rockiger und knackiger war, weniger Epos und mehr Groove als seine direkten Vorgänger, dann muss „Octahedron“ wohl das Progpopalbum von Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler-Zavala sein. Sie selber nennen es ihr Akustikalbum. Klar, dass sie darunter etwas anderes verstehen als wir. „Since We’ve Been Wrong“ gibt die Marschroute vor. Gemächlich und ohne nennenswerte Haken. Man sieht vor dem inneren Auge bald die Nähte platzen. „Teflon“ platzt nicht. Überzeugt dafür deutlich mehr. „Halo of Nembutals“ hat einen eingängigen und tollen Refrain. Man ahnt trotzdem Böses. Kürzer, zugänglicher und ruhiger. Statt mit dem Kopf durch die Kakteenfelder der Musikgeschichte, nun also mit den Füssen auf dem Boden. „With Twilight As My Guide“ kommt wie der Opener nicht recht vom Fleck, ohne dabei wirklich anzubiedern. Dann plötzlich besagtes „Cotopaxi“. Laut, schnell und – doch nicht. Strophe und Refrain wechseln sich ab, die Drums halten sich meist vornehm zurück. Die obligate Single? Es wäre nicht das erste Mal. Und auch „Desperate Graves“ weicht hier nur marginal vom Schema ab.

Haben The Mars Volta die Kurve gekriegt oder die Ausfahrt verpasst? Wer so produktiv ist, der läuft Gefahr, bald nichts mehr Neues bieten zu können. So gesehen war diese Veränderung im Klangkosmos bitternötig. „Octahedron“ wird man aber wohl erst dann richtig einordnen können, wenn man die nächste Platte in den Händen hält. Und meistens steht ihnen diese neue aber doch nicht ganz fremde Atmosphäre ganz gut. Nur nicht in „Copernicus“. Hier sind sie in der ähnlich seichten Milchstrasse unterwegs, in die sich Coheed and Cambria schon lange verirrt haben. „Luciforms“ macht dafür am Ende nochmals klar, warum der Gedanke dieses Albums trotzdem funktionieren kann. Es ist eine willkommene Abwechslung und nach ca. 50 Minuten ist diesmal auch Schluss. Keine übertriebenen Längen oder ewige Oszillationen. Ein Statement auf den Punkt gebracht. „Wir können auch anders“, scheint man herauszulesen. Und ja, sie können es. Auch wenn es dafür keine Höchstnoten zu vergeben gibt. Damit müssten sie aber sowieso gerechnet haben. Weil The Mars Volta ihre Musik als Gesamtwerk verstehen. Und gerade deshalb findet man auf „Octahedron“ womöglich eine verdammt trügerische Stille vor.

Reinhören bei MySpace: http://www.myspace.com/themarsvolta

(Michael Messerli / exit.music)

Dies ist ein Review von unserer Partnerseite

exit.music

Tracks:
  1. Since We've Been Wrong
  2. Teflon
  3. Halo of Nembutals
  4. With Twilight as My Guide
  5. Cotopaxi
  6. Desperate Graves
  7. Copernicus
  8. Luciforms
Bewertung (info):



kommentare
Neuen Kommentar verfassen:
Dein Kommentar
Name

Email (wird nicht angezeigt)

Bitte Zahl 46809 eingeben:


Bewertung...



Bisher keine Kommentare online...


portrait
The Mars Volta
The Mars Volta