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Review: Clara Moto

 Polyamour

(04.05.10 / Infiné Music)  

Ganz leise beginnt es. Scheue Töne setzen ein, oder tanzende Punkte. Vielleicht auch Vögel. Es entsteht ein wunderschöner Klangteppich der mich schon in den ersten 20 Sekunden abheben lässt. Ja, es ist federleichte Musik. Techno, der sich langsam steigert, oder man spürt, dass er kommen wird. Dazu Streichmusik im Hintergrund. Der Beat ist lustigerweise fast ein Housebeat. Es ist wie eine Droge, diese feinen Tönchen im Hintergrund, sie verzaubern mich sofort.

"Alma" beginnt mit Perkussion, gemischt mit einem feinen Beat. Es ist nicht die Art von Techno, die dir aufgedrängt wird, sondern sie nähert sich dir langsam und nett und du kannst selber bestimmen, ob du eintauchen willst, oder nicht. „Alma“ ist eher monoton. Verschiedene Arten von Hacken. Vielleicht verschiedene Spechte im Wald. Doch plötzlich kommt die Überraschung: Melodie. Tanzende Töne setzen ein. Ich kann es nicht beschreiben, es ist einfach super schöne Musik die man laut aufdrehen muss. Egal ob Morgen oder Abend, es passt immer. Vergleichen könnte man die Musik vielleicht am ehesten mit Lee Jones - er arbeitet manchmal auch mit diesen Beats und Tönchen. Ja, es hat etwas Hüpfendes, etwas sehr sehr Fröhliches.
Clara Moto ist eine echte Künstlerin. Sehr fantasievoll mischt sie Geräusche und alles Mögliche zusammen, und am Schluss klingt es gut. Sie hat das richtige Gespür für die grosse, schöne, riesige Welt des Elektro.

Bei "Deer and Fox feat. Mimu" taucht das erste mal eine Stimme auf. Eine Frauenstimme singt, als ob sie weit weg wäre. Dann mehrstimmig. Spontan kommt mir Björk in den Sinn, und doch ist es wieder anders. Es wird eine Spur funkiger, jazziger. Vielleicht sogar discotauglich. Aber immer noch schön und leicht einlullend. Zuerst nervte mich die Stimme, aber jetzt wird sie immer besser. Immer noch die nette Harfe im Hintergrund, und alles passt gut.

Glove Affair“ beginnt mit einem härteren Beat. Könnte auch Trance sein. Schön! Und treibend. Du musst einfach tanzen zu Claras Musik. Oder zumindest wie ein Hip-Hopper mit Kopf nicken. Klassische Musik ist ihr aber auch wichtig. Hier tönt es manchmal wie Orgelmusik. Wiedermal jemand, der weiss, dass sich klassische Musik und Techno sehr gut verstehen. Die Übergänge der Lieder sind fliessend.

Song of Exhaustion“ erinnert mich an Sascha Funke oder Efdemin. Ich finde das grossartig, wenn man nicht nur einen Beat präsentiert bekommt, sondern noch einen ganzen Klangteppich dazu. Beinahe ein ganzes Universum in einem Lied verpackt. So viele Nebenklänge, dass man den Beat am Ende fast vergessen hat. So unglaublich sanfte Musik! Techno kann sehr weich sein, beweist Clara wiedermal. Polyamour ist definitiv ein Album, das süchtig macht. Du musst es jeden Tag hören. Und es gibt kein Track auf dieser Platte, der langweilig ist.

"Goodnight Twilight" fühlt sich an, als ob du tief unter Wasser am Tauchen wärst, oder dann schwebend in der Luft. Für mich hat Polyamour stark mit Wasser und Luft zu tun und deren Schönheit. In diesem Lied gibt es keinen Beat, sondern ganz weich, eher Chill-out. Auch das nächste ist sanft und würde gut auf eine „Café del Mar“ passen. Sehr kitschig und wieder diese Frauenstimme. Immer wieder kommen diese schönen, luftigen Tönchen. Kurz erinnert mich es an Apparat.

Three Minutes“ klingt hier fast wie „nette“ Alarmtöne. Bisschen lauter und näher an den Boxen als sonst. Der Beat ist eher discomässig. Die Melodien erinnern mich an Trance. Clara Moto ordnet Beat und Tönchen und Hintergrund so an, dass jeder seinen Part bekommt. Eine gute Art, eine Geschichte zu erzählen. Ein starker Technobeat braucht doch auch ein weiches Gegenstück! Und das hat sie erlickt.

Silently“ ist wieder mit Stimme. Diesmal klingt sie aber recht anders. Mir kommt sofort Dani Siciliano in den Sinn. Auch Matthew Herbert ist nicht weit weg. Sehr schön! Souveräne Stimme. Mehrstimmig und wieder bisschen Disco. Vielleicht könnte man die Musik auch als „Disco-Luft-Techno“ bezeichnen? Ja, man kann die Frau wirklich nur loben. Die perfekte Balance von Liedern mit Gesang und Liedern ohne Gesang. Hier kommt bisschen Groove und Trash dazu. Oft wird es einem langweilig bei einem Techno-Track, bei ihr aber nicht. Weil die Melodie nie fehlt in ihren Lieder. Ja, ich denke, das Wort Disco passt auch gut zu ihr, aber in einem guten Sinne. Man könnte es vielleicht so beschreiben: Es geht einfach darum, dass sich verschiedene Techno-Töne Antwort geben. Einen Dialog beginnen, und hin- und herzappen.

Polyamour ist smoother Techno der laut gehört werden muss, und ist einfach wunderschön! Wiedermal strahlt mein Gesicht und sagt: Techno macht glücklich.

(Meret)

Reinhören bei MySpace: www.myspace.com/claramoto


Tracks:
  1. Emory Bortz
  2. Alma
  3. Deer And Fox feat. Mimu
  4. Glove Affair
  5. Song Of Exhaustion And Ivory
  6. Goodnight Twilight
  7. Joy Of My Heart feat. Mimu
  8. Threeminutes (Revisited)
  9. Silently feat. Mimu (Video Edit)
  10. Take A Second
  11. The Opposite Is Also Wrong
  12. Hall (Bonus Track)
  13. World Enough And Time (Bonus Track)
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