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Review: Popshop

 A Warm Place Without Memory

(26.02.10 / )    

Früh in diesem Jahr hat Popshop alias Martin Akeret wieder einmal ein Album abgeliefert, welches solide elektronische Musik verspricht. Und schon nur der Name A Warm Place Without Memory deutet auf weiche, wohlige Klänge und eher introvertierte musikalische Landscapes hin. Ein erstes Anspielen der Tracks bestätigt dies sehr bald.

Diese "Soundscapes" entstehen auf dem Album mittels Hall- bzw. Delayeffekt und der Übereinanderschichtung von sehr vielen verschiedenen kleinen Klängen und Microbeats. Sorgfältig wird zusammengetragen, aufeinandergestapelt und ineinandergewoben. Das erinnert schon mal an den Briten BT und das geniale Album This Binary Universe, vor allem wenn die Beats ein wenig knarziger werden, wie im Track "Full Of Grunge (2010)". Dies, zusammen mit der wohlplatzierten elektrischen Gitarre macht den Track schon mal zu einem der Höhepunkte des Albums.

Die verschiedenen Instrumente, vor allem die Drums und auch die Gesangsstimme, werden ganz sorgfältig im (Stereo-) Raum plaziert. In "The End Of The Symphony" hört man jene Stimme abwechslungsweise aus einiger Ent stehend, dann wieder direkt neben dem Ohr flüsternd. Neben der Platzierung der Klänge im Stereobild ist auch die Wahl der Instrumente sehr abwechslungsreich: Stets darauf bedacht, dem Sound seine misteriöse Note nicht zu nehmen, sind meistens Synthies, aber auch Pianoklänge und oben schon erwähnte Elektrogitarre zu hören.

Wie schon Tracks auf früheren Popshop-Alben bieten auch hier verschiedene Songs die geeignete Musikkulisse, wenn die Landschaft bei einer Zugfahrt an einem vorbeizieht. Jene ein wenig an die späteren Alben von Kraftwerk erinnernden Tracks sind dann ein wenig schneller, dennoch sehr entspannt und von sich ständig verändernder Beschaffenheit - eben wie die vorbeiziehende Landschaft aus einem Zugfenster betrachtet (Tracks "Basic Life Support", "Shaken Confidence"). Wie aber bei diesen Aussagen schon zu erahnen ist, handelt es sich bei dieser elektronischen Musik weniger um jene, die ihren Weg auf die Tanzfläche finden würde. Zu verträumt sind die meisten Tracks, auch wenn die Beatgeschwindigkeiten eigentlich etwas anderes vermuten liessen.

Andere Tracks wie "Human Machine Interface" klingen wiederum sehr industriell, es liesse sich das Ballett von Roboterarmen einer Fertigunsstrasse damit vertonen (dieser Industrie-Gedanke hatte wohl auch der Musiker, man beachte den Videoclip). Kalt wirkt die Musik dennoch nie - es bleibt eben gemäss dem Versprechen des Albumtitels "A Warm Place". Mit an Twin Peaks-Filmmusik erinnernden Hintergrundlängen zu Beginn hat mit "Same Place" auch die Gastsängerin Larissa Kapp ihren Platz.

A Warm Place Without Memory ist ein Album, bei dem es viel zu entdecken gibt. Schichten von verschiedenen Klängen und Beats sind auseinanderzunehmen, um darunter wieder neue, mysteriöse Landschaften zu finden. Ruhig heisst in diesem Fall nicht langsam, Elektro nicht steril, düster nicht bedrückend. Popshop ist ein begabter Sound-Architekt, denn auch das jüngste Gebäude ist gelungen.

(grid)

Reinhören: http://www.myspace.com/popshopzurich
Videoclip von "Basic Life Support": YouTube


Tracks:
  1. Electric Eyes
  2. The End Of The Symphony
  3. If This Is What We Get
  4. Full Of Grunge (2010)
  5. My Glowing Melody
  6. Basic Life Support
  7. Shaken Confidence
  8. The Root Of The Matter
  9. Human Machine Interface
  10. Same Place feat. Larissa Kapp
  11. The Booking Mafia
  12. Digital Cowboy
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