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Review: Matthew Herbert

 One One

(23.04.10 / PIAS)  

One One, das sind 10 Tracks über 10 Städte. "Manchester" beginnt zart, scheu und ruhig. Wie ein stark wehender Wind der noch eine Melodie mitbringt. Alles wird schneller, und mehr Instrumente kommen dazu. Eine Männerstimme beginnt leise zu singen. Eine zweite setzt ein. Es ist beinahe Sprechgesang. Im Hintergrund eine Kindermusikdose. Mir kommt Psapp in den Sinn, und die Eels. Das hier ist eher ein ruhiger, scheuer Herbert.

"Milan" ist tröpfelnde, gemütliche Musik mit zweistimmigem Männergesang. Sehr schöne Stimmen haben die zwei. Es erinnert mich an Blur. Überraschend viel Gesang serviert uns hier der Herbert. Die Lieder sind eher ruhig, dazu viele lustige Geräusche im Hintergrund, als ob sie mit Küchengeräten spielen würden. Der Männergesang geht auch bei "Leipzig" weiter. Es klingt nach Air, und wieder Eels. Es ist Musik, die sich für vieles eignet: Autofahren, gemütlich auf dem Sofa sitzen. Und vielleicht noch eine Prise groovy Sound? Mir gefällt die Idee, über Städte Songs zu machen.
"Singapore" ist scheu, leise, gemütlich und zurückhaltend. Wieder kommt mir Blur in den Sinn. Auch hier wieder zwei Männer die singen. Gitarrenmusik würde ich dem nicht sagen, obwohl vielleicht vereinzelt kurz eine Gitarre auftaucht. Aber die anderen zahlreichen Geräusche im Hintergrund überwiegen.
Bei "Dublin" muss ich wieder an Psapp denken. Verschiedene gezupfte Gitarren und die Stimme dazu, die immer so klingt, als würde sie bald einschlafen. Aber sie ist angenehm. Eine Harfe oder Xylophon ist auch noch dabei und Percussion. Ein Männerchor setzt ein. Alles gedämpft und scheu.
 
Palm Springs“ beginnt mit sanften Computermelodien. Kitschig und lustig. Zum Teil sind Elemente von Trance dabei, aber zuwenig elektronisch. Hier scheint es mir, als würde er alte Musik und neue mischen. Mit „Porto“ kehren die Männerchöre zurück. Computermusik. Mir gefällt es, dass die Stimme so oft vorkommt. Die Männerchöre klingen irgendwie altmodisch. Wow, plötzlich kommt ein Saxophon. Irgendwie schräge Musik. Ein Mix aus verschiedenen Welten. Spannende Kombinationen.
 
Tonbridge“ kommt mit einer leicht traurigen Stimme, und wieder kommt mir Blur in den Sinn. Die Stimme ist sehr ähnlich. Und dann wird’s aber plötzlich leicht sphärisch, abgehoben und luftig leicht wie im Weltall.
Berlin“ ist wahrscheinlich das ruhigste Lied von allen. Die Stimme singt immer, aber immer noch scheu, obwohl sie singt: „Don’t be shy“. Ganz feine Tönchen im Hintergrund. Es könnte auch eine nordländische Band sein, zb. Amiina. Feenmusik.
 
Und „Valencia“ ist fast schon eine traurige Ballade. Es ist so ruhig, dass man zum Teil gar nichts mehr hört.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Städten sind nicht allzu gross, die Lieder klingen alle einbisschen ähnlich. Ich bin überrascht von Herberts Sanftheit. Man stellt sich eine Platte von ihm irgendwie anders vor. Und trotzdem bin ich begeistert von der Platte. Schön und gemütlich. Das ist Herbert von seiner ruhigsten Seite: keine Bigband, keine Bläser, keine Party und kein Elektro. Und er bleibt ein hervorragender Musiker.
 
(meret)
 
Reinhören: www.myspace.com/matthewherbert

Tracks:
  1. Manchester
  2. Milan
  3. Leipzig
  4. Singapore
  5. Dublin
  6. Palm Springs
  7. Porto
  8. Tonbridge
  9. Berlin
  10. Valencia
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