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Review: Filewile

 Blueskywell

(30.10.09 / Mouthwatering Records)    

"Sombrero Or Die" beginnt stampfend, schnell, wie ein Zahnrad, das dreht und dreht und vorwärts muss. Vielleicht eine Verfolgungsjagd durch den Dschungel. Ab und zu wieder seltsame elektronische Töne und spezielle Melodien. Wow! Es ist schön. Zum Teil wird die Musik fast zu Trance, und erinnert mich an Faithless. Musik, die glücklich macht. Es klingt nach Techno, aber man merkt, dass es mit analogen Instrumenten gespielt ist.

Filewile, das sind die beiden Berner Produzenten Dustbowl (Andreas Ryser) und Dejot (Daniel Jakob). Andreas Ryser sagt zum neuem Album, dass sie nun grösstenteils mit analogen Geräten arbeiten. Der Laptop dient nur noch als Steuerung und nicht mehr als Instrument, wie früher beim ersten Album. Nun kommt eine Tape-Maschine, Space-Drum und eine Farfisa-Orgel aus dem 1963 zum Einsatz.

Mit "Number One Kid" tauchen die ersten beiden Stimmen auf. Mir gefallen die elektronischen Tönchen im Hintergrund. Pfeifen. Groovy-Funky. Jedenfalls sehr fantasievoll und mit Beat. Weiter geht's mit Swing. Trompeten und jazzige Tollpatschigkeit. Easy-Sonntags-Sonnensound mit einer Prise Reggae. Experimentelle elektronische Töne. Filewile mischen ganz verschiedene Musikstile zusammen, das gefällt mir. Es ist nicht unbedingt elektronisch, aber dann wieder doch.
"Radiotower" erinnert mich einwenig an Tim und Puma Mimi, gemischt mit Musicalgesang, ja fast geistlichem, klassischem Gesang. Vielleicht chinesischer Gesang? Jedenfalls eine sehr hohe Stimme. Mir ist, als wäre ich in China, und würde beim Frühlingserwachen zuschauen. Ungewohnte Melodien.

Die Musik von Filewile ist schwer zu beschreiben. Zum Glück auch. Sehr eigenständige Musik, die nicht mit einer anderen Band zu vergleichen ist. Musik, die man sonst selten hört. Die Band hat Freude am Zusammenmixen von verschiedenen Elementen, und das gelingt ihnen perfekt. Egal was, es stimmt einfach. Ob es nach Hiphop klingt, nach Reggae oder nach Elektro. Lustig finde ich auch, dass man kaum versteht, in welcher Sprache jeweils gesungen wird.
"Blueskywell" präsentiert sich mit einer schönen, dunklen Frauenstimme, und erinnert mich einbisschen an Morcheeba, von der Stimmung her. Etwas, das sich durch die ganze Platte durchzieht ist der Tollpatsch, das Jazzige, Trashige, Gemütliche, die Experimentierfreude. Aber auch die schönen Melodien haben Filewile im Griff. Und das finde ich sehr wichtig.

Weiter geht’s mit Tranceeinflüssen, kratzigen Geräuschen und hohen Gesängen, die irgendwie altmodisch klingen und dann doch wieder modern. Für die Stimme ist übrigens die Sängerin Joy Frempong zuständig. Nun sind sie nicht mehr nur ein Laptop-Duo wie früher, sondern haben mit ehemaligen Gastmusikern eine veritable Band geformt, zu der nun auch der Bassist Mago Flück gehört. Ende 2007 tourte die Band in Mexiko und haben dort viele Soundideen gesammelt, die sie dann im Studio zu Blueskywell verarbeitet haben.
Ich habe das Gefühl, dass ihnen Rhythmus allgemein wichtig ist. Der stimmt perfekt, in jedem Lied. Eben dieses Zahnrad, das dreht und dreht und dreht.

"Iron Lady" beginnt mit einem wunderschönen Anfang und erinnert mich wieder an Faithless. Sprechgesang kommt jetzt zu Trance: es wird spannend und exotisch. Wow! Diese Wendung hätte ich nicht erwartet. Verschiedene Blasinstrumente und Sirenen werden gemischt. Vielleicht ist das Mexiko?  Bis zum Schluss gibt’s noch eine schottische Atmosphäre mit Harfe, gemütlich und Chill-Out zum Entspannen. Dann kommt Blasmusik, Fasnacht und
Marschmusik, zu der eine Frau im Sprechgesang eine Geschichte erzählt.
"Codeine" ist etwas Rock und etwas Trip-Hop. Wieder Sprechgesang und mir kommt Tricky in den Sinn. Sehr schöne Kombinationen und ein cooler Beat, der das Ganze tanzbar macht.

Ich bin begeistert von Blueskywell. Ein Album, das man einfach haben muss. Zusammengemixt aus vielen verschiedenen Dingen ergibt sich ein Wunderwerk. Fantasievoll und mutig. Exotisch und perfekt.

(meret)

Reinhören: http://www.myspace.com/filewile


Tracks:
  1. Sombrero Or Die
  2. Number One Kid
  3. Kick The Spacedrum
  4. Radiotower
  5. Bug
  6. Blueskywell
  7. Robibot
  8. One Space Town
  9. Cave
  10. King Of The World
  11. Iron Lady Feat. RQM
  12. Balaton Soupdrink
  13. Swahee Swahoo
  14. Codeine Feat. RQM
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