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Review: Goldfrapp

 Head First

(22.03.10 / Mute Records (EMI))

In der Presseankündigung wurde das neueste Werk von Alison Goldfrapp und Will Gregory beschrieben als "most powerful trip to date, a speedy rush of synth optimism, euphoria, fantasy and romance. With life affirming lyrics and stellar production it lifts off at full tilt and takes us on a journey to the heart of 2010." (Quelle)
 
Als erstes findet man sich beim Hören des Albums jedoch nicht im neuesten Jahrzehnt, sondern ca. 25 Jahre früher wieder - ganz tief in den achziger Jahren. Beschworen die beiden Briten mit ihrem letzten Album "Seventh Tree" noch die Romantik der Sechziger- und Siebzigerjahre herauf (siehe Artwork), hat Head First nun sehr viele Anleihen aus dem Höhepunkt der Synthie-Pop-Ära. Goldfrapps Schablone wurde einmal mehr auf ein neues Genre angewendet; das Chamäleon hat wieder mal seine Farbe gewechselt.
 
Dies war aber schon beim Hören der Vorab-Single "Rocket" klar geworden. Dieser Track - Tracknummer eins auf dem Album - lässt mit dem Synthie-Riff Einflüsse von Van Halens "Jump" erahnen, wenn auch "Rocket" nicht ganz so "Stadionmässig" klingt, sondern eher wie recht euphorischer, aber feinstrukturierter Pop.

Über die Dauer des Albums glaubt man in allen Songs wieder Elemente aus jenen goldenen Zeiten des Elektropop zu hören. War Seventh Tree noch sehr stark von akustischen Gitarrenklängen geprägt, zeichnet sich Head First durch den flächigen Einsatz von Synthesizern und Drum-Machines aus. Vielerorts hört man jene Syntie-Kläge in fröhlichem Staccato durch die Songs pflügen - ganz schön z.B. im von Richard X mitproduzierten "Alive", mit elektronischen "Synthie-Bursts" und verzerrten Röhrchenjeans-Gitarrensoli. Glam!

Weitere Flashbacks, die sich beim Hören einstellen, sind Alan Parson oder Jean-Michel Jarre (vor allem bei "Dreaming"), Italo-Pop à la "Sara perché ti amo" beim Titeltrack "Head First" oder auch mal "Last Christmas" von Wham! Diese Namen sind wohl nicht verwunderlich, da Alison in den Jahren aufgewachsen ist, als diese populär waren.

Über das ganze Album hinweg verstehen Goldfrapp es jedoch, ihren eigenen Stil beizubehalten. Dies geschieht nicht nur mit Alisons Stimme, sondern auch über die Melodien. Auch sind oben genannte Anleihen nicht extrem, sondern nur leicht zu vernehmen. Für einen anderen Hörer mögen sich auch ganz andere Assoziationen ergeben.

Somit ist das fünfte Album von Goldfrapp auch die fünfte Kehrtwendung im Stil, wobei wie schon erwähnt auch hier nur die Vorzeichen ihres Stils geändert wurden. Und obwohl diese neue Stil-Zusammensetzung nicht die Erleuchtung ist, ist das Album doch solide und macht Spass. Die Tracks sind mit viel Liebe zum Detail produzeriert und interessant geschrieben. Vor allem jene Hörer, die noch mit den weiter oben erwähnten "Helden der achziger Jahre" aufgewachsen sind, finden hier vielleicht ihre spezielle Freude an der Musik. Zudem mag auch dieses Album vielleicht auch nach ein paar Wochen oder gar Monaten erst seine Wirkung entfalten. Dies ist dem Schreiber dieses Reviews so mit Seventh Tree ergangen, welches damals noch eine bescheidene Bewertung erhalten hatte. Inzwischen ist es mir jedoch sehr ans Herz gewachsen.

So, dies ist also Goldfrapps Stil für dieses Album. Einzig der letzte Track des Albums, "Voicething" lässt sich nicht so recht einordnen: Als wollte sich die Sängerin wieder einmal in der Stimmakrobatik des Titeltracks von "Felt Mountain" versuchen, wurden für diesen Track verschiedene Voice-Samples aufgenommen und übereinander gelegt, tiefe, hohe, mit Hall versehene Stimmlaute. Dahinter atmosphärische Synthie-Klänge. Durch die Überraschung, den speziellen Stil und die Intensität könnte man diesen Track sogar als heimlichen Höhepunkt bezeichnen. Auf jeden Fall ist er eine schöne Verabschiedung aus dem neuesten Werk der Chamäleon-Band Goldfrapp.

(grid)

Goldfrapp auf MySpace: www.myspace.com/goldfrapp


Tracks:
  1. Rocket
  2. Believer
  3. Alive
  4. Dreaming
  5. Head First
  6. Hunt
  7. Shiny And Warm
  8. I Wanna Life
  9. Voicething
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