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Review: Meienberg

 Rapid Cycling

(07.05.10 / Everestrecords)  

Auch als Reviewer ist es schön, ein Album mal nicht in Form einer CD oder gar als Download, sondern in seiner eigentlich edelsten Form - auf Vinyl - zu erhalten. So lässt sich das Abwechslungsreiche Album Rapid Cycling vom Berner Mich Meinenberg (die eine Hälfte des Duos Everest, hier nun auf Solopfaden) erst recht probehören.

Doch auch bei einem Vinylalbum kommt es auf dessen Inhalt an. Und der erweist sich bei Meinenberg recht eigensinnig. Ein wenig Dissonanzen muss der geneigte Hörer schon ertragen können, damit diese Platte auch für längere Zeit auf dem Teller bleibt (falls ihm das Berner Label Everestrecords oder das gleichnamige Duo bereits ein Begriff ist, weiss er, wovon die Rede ist). Kann sich der Hörer jedoch damit anfreunden, dass nicht immer alles harmonisch und im 4/4-Takt gehalten sein muss, können hier Interessen geweckt werden. 

Disharmonien und eher frei erfundene Taktarten sind jedoch bei Rapid Cycling nur der Anfang. Hier wird tief in die Effekte-, Sample- und Synthie-Kiste gegriffen - schon im anderthalb Minuten kurzen Opener "AWS" ist knarziges und surrendes zusammen mit rückwärts abgespielten Flüster-Vocals zu hören. Dies zur Einstimmung. "Busy Penguin" klingt nach Electro-Jamsession, hier das synthetische Trompeten-Set, da der schlinggernde Basslauf - konventionelle Songstrukturen gibt es auf diesem Album keine.

Auf jeden Fall sind die doch recht exzentrischen Tracks auch mit gebührend schrägen Namen versehen: "Single Manic Episode" oder "High Diving Polarbear" klingen, wie ihre Namen vermuten lassen - ersteres nach einem alten Science-Fiction-Soundtrack, zweiteres nach einer Vorbeifahrt an majestätischen Eismassen, jedoch mit einem Bootsmotor, der aussetzer hat.

"Rapid Cycling" - der Name ist übrigens dem Diagnosenamen einer psychischen Störung entliehen - hat viele Facetten, Stimmungen und Details. Falls der Hörer sich auf dieses Sammelsurium aus Klängen einlassen will, findet er sicher hie und da eine Überraschung, Experimentierfreude ist aber ein Muss. Wer sich jedoch nur in einem wohlgeordneten Wohnzimmer wohl fühlt, sollte diesen chaotischen Estrich nicht betreten. 

(grid)

Reinhören: www.myspace.com/meienberg


Tracks:
  1. ASW
  2. Busy Penguin
  3. Single Manic Episode
  4. Hyper Spectrum Analysis
  5. Foregone Conclusion
  6. Slow Dreamer
  7. High Diving Polarbear
  8. Mood Stabilizer
  9. War 1.2
  10. Shut Up And Sleep
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