Review: Patty Moon – Mimi And Me

Eigentlich könnte es auch der Abspann sein: “…and when the last horse is running out of my paper, i’ll be gone“. Dies, begleitet von Piano, hastigen Drums, später schwelgenden Streichern und gar einer Klarinette, würde sich auch grossartig als fulminanter Abschluss des Albums eignen. Es geht aber auch als Einstiegsstück, auch wenn man durch die Dichte der Gefühle, die da im Laufe des Songs aufgebaut werden, ein wenig überwältigt wird.

Sehr bald drückt aber bei “Painting Horses“, diesem vermeindlich fröhlichen Song die Melancholie durch, und zwar auf eine schwer zu beschreibende Weise, die irgendwie an Sigur Rós erinnert. Es ist jedoch jene Melancholie, welche das ganze Album zusammenhält, ja eigentlich alle Alben von Patty Moon gemeinsam haben – manchmal versteckt, manchmal offensichtlicher…

Diese Melancholie hat sicher mit der Instrumentierung zu tun. Die von Judith Heusch geschriebenen und getexteten Songs werden im Studio von Tobias Schwab arrangiert und produziert. Der Multiinstrumentalist verwendet da auch Instrumente, die in der Popmusik nicht so viel verwendet werden, beispielsweise die Klarinette, welche von Haus aus schon einen eher melancholischen Klang hat. Daneben wurden auch viele Streicher eingesetzt, so z.B. ein Cello gespielt von David Neuffer oder gleich das Pellegrini Quartett. Wenn Cloud Inside noch einige elektronische Momente hatte und ein wenig nach Portishead klang, und Dream Up einige Assoziationen mit Tom Waits wachrief, so ist der elektronische Einfluss auf Mimi And Me eher gering und der Stil hat sich noch weiter in eine eigene Richtung bewegt.

In Songs wie “Under Water” wird für diese Melancholie aus dem Vollen geschöpft, nicht nur mit üppiger Instrumentierung, sondern auch mit den Texten: “Under water, you can not cry“. Diese Düsterheit muss man schon wollen und suchen, denn das Album lässt den Hörer in einer grübelnden, introvertierten Stimmung zurück. Dies ist nicht jedermanns Sache. Aber wer z.B. mit Emiliana Torrinis frühere Alben vertraut ist oder sich auch gerne mal in den Tiefen von Portisheads Musik verliert, kann auch in Patty Moons Musik abtauchen und durch verschiedene Schichten der Musik herabsinken.

So ist mit Mimi And Me wieder ein neues Album von Patty Moon da, wieder eindrücklich instrumentiert, wieder ein wenig sperrig, nicht immer nur gefällig sondern mit seinen ganz speziellen Eigenheiten. Höhepunkte sind wohl das Titelstück “Mimi And Me” mit seinen gezupften Streicherpassagen, “Stardust” mit einer schönen Klarinett-Gesangsbegleitung, “The Raven” mit dem Text von Edgar Allan Poe und feinen elektronischen Beats oder das ein wenig grimmige Schlussstück “When You Go – Epilog“  am anderen Ende von “Painting Horses“.

Reinhören:
http://www.myspace.com/pattymoonmusic
http://www.pattymoon.de

Und wer noch ganz anders in die Musik reinhören möchte, soll sich Hans W. Geissendörfers Film “In der Welt habt ihr Angst” anschauen, welcher anfangs März 2011 in die Kinos kommt – die Songs “Landscape“, “Stardust” und “Cover Me” wurden für diesen Film geschrieben.

(grid)


Tracks:

 

  1. Painting Horses
  2. Mimi And Me
  3. Underwater
  4. Stardust
  5. When You Go – Chapter 1
  6. Landscape
  7. Cover Me
  8. The Dawn
  9. When You Go – Chapter 2
  10. Dare
  11. The Raven
  12. Autumn Orchestra
  13. Swamp
  14. When You Go – Epilog

Rating: ★★★★★★★★☆☆

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Mich Gerber auf dem Solarkatamaran, BielerseeMich Gerber auf dem Solarkatamaran, BielerseeBonobo @ Kaserne Basel (05.05.2011)Bonobo @ Kaserne Basel (05.05.2011)Bonobo @ Kaserne Basel (05.05.2011)Bonobo @ Kaserne Basel (05.05.2011)Bonobo @ Kaserne Basel (05.05.2011)Bonobo @ Kaserne Basel (05.05.2011)Bonobo @ Kaserne Basel (05.05.2011)Bonobo @ Kaserne Basel (05.05.2011)Bonobo @ Kaserne Basel (05.05.2011)Bonobo @ Kaserne Basel (05.05.2011)
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