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Review: Mathon

 Via Mala

(22.05.09 / Everest Records)  

Ein Aufnahmegerät, vielleicht eine Fotokamera und ein Notitzblock - so könnten Pete „Aurel“ Leuenberger, Thomas Augustiny und Roger Stucki von Mathon ausgerüstet gewesen sein, als sie sich tief ins Bündnerland aufmachten, um Eindrücke für ihr Album Via Mala zu sammeln. Denn die Via Mala - die "Schlechte Strasse", liegt zwischen Thusis und Zillis-Reischen, also am Hinterrhein. Und diese Strasse, beziehungsweise die Schlucht, durch die sie führt, muss sehr düster, holperig und beklemmend sein, denn so ist auch das Album, auf welchem Mathon ihre Eindrücke verarbeitet haben. Die Band hat ihren Namen im übrigen von der kleinen Ortschaft Mathon, einem bündner Dorf auf 1500 Meter, ganz in der Nähe der Via Mala.

Mit dem Lesen der Titel der einzelnen Tracks kann man erraten, dass hier die Stationen der Reise durch die Via Mala gemeint sind. Es klingt beinahe wie ein Reisebericht: "Von der Tschifera bis zur Via Mala, dann zu den Hohen Rätien..." und so weiter. Eingeflechtet in die Musik sind dann Klänge der Reise, erst mal von Touristen, welche die Abgründe dieser tief eingefurchten Landschaft bewundern. Später dann klingt es hohler, steiniger, düsterer, kühler und einsamer. Wie in einer Tropfsteinhöle. Man kommt hier musikalisch schon in die Nähe von Dark Ambient und Drone - was einen relativ eindeutigen Aufschluss auf die beschriebene Landschaft gibt.

Stilmässig ist das Album also sehr nahe bei den anderen Veröffentlichungen aus dem Hause Everest. Es kann aber zum Beispiel auch den Alben des Mexikaners Murcof Konkurrenz machen. Lange, flächige Sounds werden teilweise nur von einzelnen Samples, zum Beispiel von Wassertropfen unterbrochen - nicht viele der Tracks haben einen wirklichen Rythmus. Man fragt sich manchmal, ob Mathon jene Schlucht bei Nacht und Nebel besucht haben, so bedrückend ist die Musik zeitweilen. Und der Musikalische Reisebericht geht manchmal so weit, dass die Marschiergeräusche der Wanderschuhe in die Musik eingebaut werden ("Veia Traversina").

Bis dann der weitere Aufstieg kommt: Geräusche von Karabinerhaken und metallenen Geländern sind vor sanften Pianoklängen zu hören ("Ecclesia Plebeia"). Doch die Reise schein sich ihrem Ende zu nähern: "Nihil Habeo" bringt uns noch ein wenig Wassertropfen, Echo, aber auch immer mehr Erleichterung. Diese wird dann in "Punt Da Suransuns" ganz aufgelöst. Hier schein das Ziel der Reise zu sein - mit schöner Aussicht, und Rast.

Vielleicht kann man die Beklemmung bei der Wanderung in dieser Strasse nur nachvollziehen, wenn man sie selbst begangen hat. Falls man diesem musikalischen Reisebericht jedoch glauben schenken will, dann ist der Weg sehr beschwerlich und steil. Eben eine "Via Mala" - eine schlechte Strasse. Wer den Weg schon gegangen ist, kann Mathon hier vielleicht bepflichten. Wer nicht, der kann sich ja mal das Album anhören und dann selbst entscheiden, ob er diese Reise auf sich nehmen will; jedoch ist auch das Album keine leichte Kost. Aber dieses kenne ich jetzt. Ob ich die Strasse auch mal probieren werde, wird sich zeigen.

(grid)


Tracks:
  1. Tschifera
  2. Via Mala
  3. Hohen Rätien
  4. Carschenna
  5. Veia Traversina
  6. Ecclesia Plebeia
  7. Nihil Habeo
  8. Punt Da Suransuns
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